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Vortragstitel:
Heimatlose oder Weltbürger? Staatenlose in Europa nach den beiden Weltkriegen
Tag:
30.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
An den Grenzen des Nationalstaats

Abstract:

Heimatlose oder Weltbürger? Staatenlose in Europa nach den beiden Weltkriegen

Referent/in: Miriam Rürup, Göttingen


Abstract

In diesem Vortrag werden Auszüge aus meinem Habilitationsprojekt vorgestellt, das die historisch und kulturell spezifischen Praktiken der Akteure thematisiert, die Staatenlosigkeit (und Staatsangehörigkeit) durch die Erfahrungen der beiden Weltkriege und die daraus folgenden Grenzverschiebungen auf verschiedene Weisen gestaltet und zugleich erfahren haben. Es geht dabei sowohl um die »Opfer« von Staatenlosigkeit als auch um diejenigen, die die Aufhebung und Überwindung nationalstaatlicher Zugehörigkeitsformen als willkommene Gelegenheit sahen, neue Zugehörigkeitsmodelle zu entwickeln – wie zum Beispiel die sich als Kosmopoliten oder Weltbürger begreifenden Personen. Im Vortrag werde ich mich am Beispiel der 1954 verabschiedeten UN-Convention Relating to the Status of Stateless Persons darauf konzentrieren, wie ein internationaler, diplomatischer und humanitärer Aushandlungsprozess zur Frage des sowohl national- als auch suprastaatlichen Umgangs mit dem Problem der Staatenlosigkeit auf nationaler Ebene diskutiert und umgesetzt wurde. Es geht also um die sowohl institutionelle als auch die alltäglich-individuelle Praxis der Staatenlosigkeit. Und um die Frage, inwiefern die Erfahrung von Staatenlosigkeit und damit der Verlust des »Rechtes, Rechte zu haben« (Hannah Arendt) Vorstellungen von »nationaler« oder »kollektiver« Zugehörigkeit veränderten – in einer Zeit, die nicht zuletzt auch von Ideen supranationaler Gemeinschaften jenseits der engen Grenzen des Nationalstaates geprägt war.