Grenzüberschreitungen: Wahnsinn in Erzählungen der Großstadt um 1900
Referent/in: Sophia Könemann, Berlin
Abstract
Im Vortrag sollen Schnittstellen von Großstadtwahrnehmung und Wahnsinn in Erzählungen der Jahrhundertwende untersucht werden. Zentraler Gegenstand des Beitrags ist Oskar Panizzas Erzählung „Der Corsetten-Fritz“ von 1893, die Grenzüberschreitungen zwischen Wahnsinn und Stadtwahrnehmung, Halluzination und Begehren, europäischer Großstadt und exotisierter Fremde thematisiert.
Es soll erstens der Frage nachgegangen werden, wie sich in der Erzählung Erscheinungen der Großstadt mit psychiatrisch relevanten Phänomenen wie Halluzinationen, Fetischismus und Wahrnehmungsstörungen überschneiden. Zweitens möchte ich die in der Erzählung skizzierte Topographie der Stadt und ihre Verbindung zu den seelischen Vorgängen des Ich-Erzählers untersuchen, bevor ich drittens auf die Erzählsituation zu sprechen komme, die den Zusammenhang von Vorgängen des biographischen Erzählens und der Praxis psychiatrischer Institutionen thematisiert.