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Vortragstitel:
Grenzräume. Die Poliklinik und das Aufnahmebüro der Berliner Nervenklinik um 1900
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Kulturen des Wahnsinns: Grenzphänomene einer urbanen Moderne

Abstract:

Grenzräume. Die Poliklinik und das Aufnahmebüro der Berliner Nervenklinik um 1900

Referent/in: Volker Hess, Berlin


Abstract

Mit der Einführung von Polikliniken begannen die einstmals hohen Außenmauern der psychiatrischen Anstalt rissig zu werden. Kannte die traditionelle Irrenanstalt nur ein Innen oder Außen, so wurde diese Grenzziehung seit den 1870er Jahren in zweifacher Hinsicht in einen Schwellenraum transformiert: Erstens öffnete sich die ambulatorische Klinik mit regelmäßigen Sprechstunden, Wiedervorstellungen und Überweisungen in die umliegenden Privatpraxen weit in den Stadtraum. Zweitens wurde das eigentliche Aufnahmeverfahren durch eine umfangreiche Vorbegutachtung und durch ebenso umfangreiche Untersuchungs-, Erhebungs- und Befragungstechniken zu einem prozeduralen Verfahren. Mit Hilfe von Victor Turners Begriff der Rites des passages wollen wir diese Überschreitungen zwischen Stadt und Klinikraum anhand der ritualisierten Handlungen (Untersuchungstechniken, Formalisierungen durch Formulare und Schemata, etc) als performative Grenzziehung darstellen.