Genealogien der Menschenrechte

(29. September 2010 - 9.15 bis 13 Uhr - HS 1.205)

Leitung: Dr. Stefan-Ludwig Hoffmann, Potsdam



1. Einführung: Zur Genealogie der Menschenrechte

Referent/in: Dr. Stefan-Ludwig Hoffmann, Potsdam

2. Do Human Rights Have a Prehistory?

Referent/in: Prof. Dr. Samuel Moyn, New York


3. Die Geschichte der Menschenrechte als Sakralisierung der Person

Referent/in: Prof. Dr. Hans Joas, Erfurt / Chicago

4. Moralischer Interventionismus. Zur Neuerfindung von internationalem Menschenrechtsaktivismus in den 1970er Jahren

Referent/in: Dr. Jan Eckel, Freiburg

5. Dissidence, Human Rights, and Liberal Nationalism in East Central Europe 1968–1989

Referent/in: Dr. Michal Kopecek, Prag

6. Kommentar

Referent/in: Prof. Dr. Sandrine Kott, Genf



Abstract

Die Menschenrechte gehören in der Gegenwart zu den wichtigsten Glaubensartikeln liberaler Demokratien. Wer die Menschenrechte anzweifelt, stellt sich scheinbar außerhalb der Grenzen einer globalen Moral im Zeitalter von Weltinnenpolitik. Oft erscheint das individuell-unveräußerliche "Recht auf Rechte" (Hannah Arendt) wie eine überhistorisch-naturrechtliche Selbstverständlichkeit. Die Menschenrechte sind die Doxa unserer Zeit, jene Überzeugungen einer Gesellschaft, die als verinnerlichte, evidente Ordnung stillschweigend vorausgesetzt werden. Ziel der geplanten Sektion ist es, interdisziplinär und epochenübergreifend zu fragen, wann und wie die Menschenrechte diese universelle Evidenz gewonnen haben. 

Gegen das in der Forschung vorherrschende Bild einer bruchlosen Evolution der Menschenrechte, wie es zuletzt von Lynn Hunt in ihrer Studie „Inventing Human Rights“ (2007) entworfen wurde, stellt die Sektion die Frage nach den Genealogien des moralischen Universalismus der Gegenwart. In welchem Verhältnis steht die frühneuzeitliche "Vorgeschichte" der Menschenrechte zu ihrem Aufstieg in der internationalen Politik und im Völkerrecht seit 1945? Welche Bedeutung besitzen die religiösen Ursprünge, insbesondere die Sakralisierung der Person, für eine Geschichte der Menschenrechte? Was unterscheidet die globalen Moralkampagen der 1970er Jahre vom Humanitarismus des 19. Jahrhunderts? Und inwiefern war die Berufung auf den Universalismus der Menschenrechte durch die Dissidenten Ostmitteleuropas zwischen 1968 und 1989 - anders als im Westen - verbunden mit einer Wiederentdeckung der Nationalgeschichte? 

Besondere Aufmerksamkeit gilt in allen Vorträgen den kontingenten Brüchen und konkreten Konflikten in der Entstehung der Menschenrechte. Zu diskutieren wird auch sein, ob eine Historisierung der Menschenrechte ihre universelle Geltung in Frage stellt. Die Vorträge werden auf Deutsch und Englisch gehalten

Vorträge Epoche
Einführung: Zur Genealogie der Menschenrechte Neuere/Neueste Geschichte
Do Human Rights Have a Prehistory? Neuere/Neueste Geschichte
Die Geschichte der Menschenrechte als Sakralisierung der Person Neuere/Neueste Geschichte
Moralischer Interventionismus. Zur Neuerfindung des internationalen Menschenrechtsaktivismus Neuere/Neueste Geschichte
Dissidence, Human Rights, and Liberal Nationalism in East Central Europe 1968-1989 Neuere/Neueste Geschichte