Entgrenzungen (nationaler) Geschichte und Erinnerung: Historische Deutungs­konflikte und Aussöhnung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik

(29. September 2010 - 9.15 bis 13. Uhr - HS 1.401)

Leitung: Prof. Dr. Eckhardt Fuchs, Braunschweig / Prof. Dr. Simone Lässig, Braunschweig


Moderation und Einführung

Referent/in: Prof. Dr. Eckhardt Fuchs, Braunschweig


Geschichte und Konflikt


1. Innergesellschaftliche Konflikte um die Deutung nationaler Geschichte: Das Beispiel Spanien

Referent/in: Dr. Sören Brinkmann, Erlangen

2. Bilaterale Deutungskonflikte im geeinigten Europa? Das Beispiel Ungarn-Slowakei

Referent/in: Prof. Dr. Gerhard Seewann, Pécs

3. Geschichte als internationaler/multilateraler Konfliktherd: Das Beispiel Ostasien

Referent/in: Prof. Dr. Sven Saaler, Tokyo


Geschichte und Aussöhnung

1. Erinnerung und Geschichte im Prozess der deutsch-französischen Verständigung nach 1945

Referent/in: Prof. Dr. Corine Defrance, Paris / Prof. Dr. Ulrich Pfeil, St. Etienne


Geschichte zwischen Konflikt und Aussöhnung?

1. Zwischen History Wars, Konfliktbewältigung und cultural diplomacy: Geschichtsschulbücher als Politikum

Referent/in: Prof. Dr. Simone Lässig, Braunschweig

2. Kommentar

Refernt/in: Prof. Dr. Christoph Marx, Essen


Abstract

Problemaufriss

In modernen Gesellschaften ist allein die Frage, was nationale Erinnerung ist und welche Funktion sie erfüllt, heftig umstritten. Vor diesem Hintergrund ist zu beobachten, dass entsprechende Debatten über die Deutung von Vergangenheit erheblich an politischer Brisanz und medialer Präsenz gewonnen haben. Dabei geht der Anstoß zu historisch relevanten Kontroversen – anders als etwa beim Historikerstreit – nicht mehr primär von Wissenschaftlern und Intellektuellen aus. Vielmehr sind es vielfach Politiker, verschiedene gesellschaftliche Interessengruppen, Medien oder gar staatliche Instanzen, die „Sinnbildung durch Geschichte“ betreiben und damit historische Deutungskonflikte initiieren. Diese Deutungskonflikte sprengen immer öfter die Grenzen der universitären Geschichtswissenschaft, werden sie doch vielfach an deren Rande oder gänzlich ohne die Mitwirkung von Wissenschaftlern ausgetragen. Nicht selten reichen sie in Inhalt und Wirkungen über die jeweiligen nationalen Grenzen hinaus.  


Zielstellung

Das Anliegen der Sektion besteht darin, anhand von systematisch ausgewählten und möglichst aktuellen Fallstudien das Spannungsverhältnis von Geschichtswissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Staat auszuleuchten und die Rolle von Geschichte und Erinnerung in nationalen, bilateralen und multilateralen Kontexten zu bestimmen. Im Zentrum steht dabei die Frage, wer mit welchen Mitteln Deutungshoheit über Geschichte beansprucht und gewinnt; in welchen Konstellation aus historischen Debatten tiefergehende gesellschaftliche Konflikte entstehen, woran sie sich entzünden und wie sie durch die Transzendierung von Grenzen zwischen Wissenschaft und Politik wiederum auch die Entwicklung der Geschichtswissenschaft (mit) beeinflussen.


Die Sektion fragt aber nicht nur danach, wie und von wem gesellschaftlich relevante Kontroversen um die Deutung von Geschichte ausgelöst und ausgetragen werden, sondern auch danach, wie sie sich auflösen und inwieweit die Effekte dieser nationalen wie internationalen Kontroversen mittelfristig zur Aussöhnung von Konfliktparteien beitragen (können). 

Vorträge Epoche
Innergesellschaftliche Konflikte um die Deutung nationaler Geschichte: Das Beispiel Spanien Podiumsdiskussion
Bilaterale Deutungskonflikte im geeinigten Europa? Das Beispiel Ungarn-Slowakei Podiumsdiskussion
Multilaterale und transnationale Geschichtsdebatten: Das Beispiel Ostasien Podiumsdiskussion
Erinnerung und Geschichte im Prozess der deutsch-französischen Verständigung nach 1945 Podiumsdiskussion
Zwischen History Wars, Konfliktbewältigung und Cultural Diplomacy Podiumsdiskussion