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Vortragstitel:
Periodisierungsdebatten in China
Tag:
30.09.2010
Epoche:
Epochenübergreifende Sektion
Sektion:
Historische Epochengrenzen und Periodisierungssysteme im globalen Vergleich

Abstract:

Vergegenwärtigung der Geschichte oder Versorgung der Vergangenheit – Periodisierungsdebatten in China

Referent/in: Helwig Schmidt-Glintzer, Göttingen/Wolfenbüttel


Abstract

Seit dem 19. Jahrhundert wird eine Debatte zur Periodisierung der Geschichte Ostasiens im Lichte europäischer Geschichtskonzepte geführt. So haben trotz vorhandener eigener Periodisierungsindikatoren unter westlichem Einfluss gebildete Begriffe wie Mittelalter und Frühneuzeit seit langem auch dort Einzug gehalten. Demnach wird allgemein als Altertum für China die Zeit bis zur Reichseinigung definiert, und bereits nach dem Zerfall der Phase des Einheitsreichs unter den Dynastien Qin und Han spricht man von einen Frühen Mittelalter, in dem ähnlich wie etwas später in Europa Völkerwanderungen eine Rolle spielen. Mit der Wiedervereinigung des Reiches unter der Dynastie Tang zu Beginn des 7. Jh. v. Chr. beginnt eine Transformation von einer aristokratischen zu einer stärker bürokratischen Herrschaftsausübung, die um das Jahr 1000 n. Chr. in ein „Bürokratisches Zeitalter“ mündet, mit dem manche japanische Historiker bereits eine Frühe Neuzeit beginnen lassen, womit sie einer globalen Vorverlegung dieses Begriffes auch für Europa vorgegriffen haben, für das nicht mehr erst die Reformation, sondern bereits die Zeit des 12. Jahrhunderts als Beginn der Frühneuzeit gilt. – Gegenüber solchen nach wie vor eurozentrisch geprägten Konzepten sollen andere Perspektiven ausgeschritten werden, die im Zeitalter der Globalisierung und angesichts des Bedürfnisses neuer Sinnkonzepte an Bedeutung gewinnen. Danach wird die Geschichte Chinas verstärkt unter geopolitischem ebenso wie regionalgeschichtlichem Vorzeichen betrachtet, und die unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten werden verstärkt thematisiert.