Die Wechselwirkung von Grenzregime und Gesellschaftskonstruktion im SED-Staat
Referent/in: Thomas Lindenberger, Wien
Abstract
Prof. Dr. Thomas Lindenberger behandelt die Wechselwirkung von Grenzregime und Gesellschaftskonstruktion im SED-Staat. Er interpretiert die geographische Stilllegung der DDR-Gesellschaft als integralen Bestandteil des totalitären Anspruchs, alle Dynamiken sozialer Entwicklung direkt zu steuern. Die Beseitigung der Autonomie des Sozialen auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ging mit dessen systematischer Begrenzung auf kleinräumige Untereinheiten einher. Die mit Tötungsgewalt bewehrte äußere Grenze „schützte“ demnach eine auf rigiden inneren Grenzziehungen beruhende sozialräumliche Ordnung. Die Gestaltungs- und Handlungsspielräume der DDR-Bevölkerung und deren „eigensinnige“ Nutzung waren an die gewaltsame Begrenzung von Gesellschaftlichkeit auf dieser untersten Ebene gebunden.