"Grenzzustände". Zur medizinischen und erziehlichen Behandlung psychopathischer Jugendlicher in der Weimarer Republik
Referent/in: Thomas Beddies, Berlin
Abstract
Der Beitrag thematisiert den fürsorgerischen, pädagogischen und medizinisch-psychiatrischen Umgang mit „psychopathischen“ Berliner Kindern und Jugendlichen in der Zeit der Weimarer Republik. Im Fokus steht der Grenz- und Aushandlungsbereich zwischen fraglicher Gesundheit und sicher zu konstatierender Erkrankung, der als Schwellenraum begriffen und auf die im urbanen Raum komplex sich ausgestaltende Infrastruktur zur Behandlung und Versorgung auffälliger Kinder bezogen wird. Dieser Schwellenraum schließt sowohl den Übergang von der „Normalität“ zur Krankheit als auch die (Rück-) Überschreitung der Krankheitsschwelle - zumeist mittels gestufter sozialpsychiatrischer Maßnahmen - in eine „normale“ Umwelt ein.
Ausgehend von der „Kinder-Kranken- und Beobachtungsstation“ der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité werden nicht nur spezifische Strukturen und Einrichtungen in Berlin und der umgebenden Provinz Brandenburg identifiziert; vielmehr sind – darauf aufbauend – vor allem die interdisziplinären Aushandlungsprozesse der beteiligten Fachgebiete Gegenstand der Untersuchung.