Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

"No Man presumes to call in Question the Revolution…". Die Erinnerung an die 'Glorious Revolution' zwischen Aneignung und Deutungskampf

Referent/in: Ulrich Niggemann (Marburg)

Abstract:
Die ‚Glorious Revolution’ von 1688/89 spielte in den politischen Debatten des frühen 18. Jahrhunderts in England eine zentrale Rolle, hatte sie doch zu tiefgehenden Verwerfungen innerhalb der englischen Gesellschaft geführt. Das gilt besonders für die anglikanische Kirche, die im Zuge der Auseinandersetzungen um die neuen Loyalitätseide in ein Schisma geriet. Politisch konnten die Gegensätze zwischen Whigs und Tories in den Kompromissen des Jahres 1689 zunächst überdeckt werden, doch insbesondere nach 1705 brachen sie offen aus. Entscheidend an dieser Entwicklung ist, daß – abgesehen vom jakobitischen Rand – keine politische Gruppe die Revolution offen ablehnte. Vielmehr entwickelte sich eine bisweilen heftig geführte Auseinandersetzung um die Deutungshoheit über die Revolution, der zugleich ein Kampf um die Erinnerung war. Diese wurde zu einer Ressource sowohl für die politische Mobilisierung als auch für die Entwicklung von politischen und religiösen Identitäten im England des 18. Jahrhunderts.

Der Vortrag arbeitet anhand zentraler Auseinandersetzungen die Entwicklung unterschiedlicher ‚revolutionärer’ Erinnerungen heraus und zeigt auf, wie diese in der politischen Debatte genutzt und zu politischen Identitäten weiterentwickelt wurden. Er stellt dabei zugleich die Frage, ob und wie sich unter diesen Bedingungen ein kanonisches der ‚Glorious Revolution’ herausbilden konnte.

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