Memory War - Die Armada-Schlacht im Widerstreit nationaler Identitäten
Referent/in: Kerstin Weiand (Marburg)Abstract:
Obwohl nur eine von verschiedenen gescheiterten Invasionsflotten, die Spanien gegen das England Elisabeths I. entsandte, nimmt ‚die’ Armada von 1588 bis heute einen zentralen Stellenwert im englischen Geschichtsbewusstsein ein. Die Wurzeln hierfür liegen nicht zuletzt in einer gezielten Erinnerungspolitik im unmittelbaren Anschluss an die Schlacht, der eine wichtige integrative wie identitätsstiftende Funktion im Kontext der jungen protestantischen Nation zukam. Diese Deutung der Schlacht entwickelte sich gleichwohl in der Folge und insbesondere im England der frühen Stuartzeit zu einem Gegenstand politischer Kontroversen. Die Armada-Schlacht ist so ein exzellentes Beispiel, wie die Erinnerung an ein historisches Ereignis zum Baustein nationaler Bewusstwerdungs- und Integrationsprozesse und gleichzeitig zum Kristallisationskern widerstreitender nationaler Bedeutungszuschreibungen werden konnte. Diese Spannung zwischen integrativer und desintegrativer Funktion von Erinnerung sowie die konstruktive Wirkung von Deutungskonflikten im Rahmen frühneuzeitlicher Nationswerdung stehen im Mittelpunkt des Vortrags.
