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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
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Vortragstitel:
Ungleiche Paare – Sexuelle Gewalt vor Gericht in Zürich (1550-1850)
Tag:
01.10.2008
Epoche:
Epochenübergreifende Sektion
Sektion:
Ungleichheiten vor Gericht: Epochenübergreifende Perspektiven

Abstract:

Ungleiche Paare – Sexuelle Gewalt vor Gericht in Zürich (1550-1850)

Referent/in: Francisca Loetz, Zürich

Sexuelle Gewalt wie ‚Notzucht’ oder ‚Unzucht’ lässt ungleiche Kräfteverhältnisse der Geschlechter im Tatvorgang wie in der gerichtlichen Verfolgung eklatant deutlich werden. Der Vortrag geht in einer Langzeitperspektive der Frage nach, wie sexuelle Delikte, die wir heute als Vergewaltigung oder Kindsmissbrauch bezeichnen, vom Zürcher Gericht betrachtet und behandelt wurden. Was für Fälle gelangten vor Gericht? Wie gingen die Zürcher Gerichte bei der Befragung der Betroffenen vor? Wie argumentierten die Angeklagten und Opfer?

Die Untersuchung nimmt gezielt einen Zeitraum von 300 Jahren in den Blick, um die Frage nach eventuellen spezifischen Kennzeichen der Vormoderne im Wandel zur Moderne zu stellen. Hierzu liefern Gerichtsprotokolle die wesentliche Quellengrundlage – dies jedoch in sehr unterschiedlicher Dichte. Daher ist eine quantitative Untersuchung des Materials nicht möglich und es steht die qualitative Auswertung der Fälle im Vordergrund. Um die Frage zu beantworten, was sexuelle Gewalt in einer Gesellschaft und vor der Justiz eigentlich zu Gewalt macht, soll analysiert werden, wie die situativen und sozialen Konstellationen zwischen den Gewaltausübenden und den Gewalterleidenden aussahen und wie die Ungleichheit der jeweils entstandenen Paare vor Gericht verhandelt wurde.