Die Abstracts der Sektionen wurden aktualisiert

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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
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Ungleichheiten vor Gericht: Epochenübergreifende Perspektiven

Leitung: Joachim Eibach, Bern / Rebekka Habermas, Göttingen

  1. Erwartungen an die Justiz – Praxis der Justiz (Einführung)
    Referent/in: Joachim Eibach, Bern
  2. Soziale Ungleichheit in spätmittelalterlichen Strafverfahren
    Referent/in: Peter Schuster, Saarbrücken
  3. Schutzjuden als Minderheit vor Gericht in der Frühen Neuzeit
    Referent/in: Sabine Ullmann, Eichstätt
  4. Ungleiche Paare – Sexuelle Gewalt vor Gericht in Zürich (1550-1850)
    Referent/in: Francisca Loetz, Zürich
  5. Macht, Partizipation und Ungleichheit – Akteure vor Strafgerichten im Zweiten Kaiserreich
    Referent/in: Alexandra Ortmann, Göttingen
  6. Kommentar
    Referent/in: Rebekka Habermas, Göttingen

Abstract zur Sektion

In der Vormoderne wie in der Moderne stellte die Justiz eine der wichtigsten Institutionen zur Herstellung und Überprüfung von legitimen Ungleichheiten dar. Ausgangspunkt der Sektion ist die jüngere kriminalitätshistorische Forschung. Während die Attraktivität des Forschungsfelds für den kulturhistorischen Ansatz insbesondere in der Vormoderne primär von der Möglichkeit zu Explorationen in die Lebenswelten der ‚kleinen Akteure’ anhand von Gerichtsakten ausging, ergaben sich auch neue Einsichten in die Funktionsweisen der Justiz. Gerichte entpuppten sich als eine Institution, die für Akteurinnen und Akteure zur Durchsetzung von Rechtvorstellungen zugänglich sein konnten. Zudem handelten die Richter  zwar nicht gemäß einer modernen Vorstellung von abstrakter Rechtsgleichheit, reflektierten aber in einer eigenen Logik die ‚Umstände’ von Tat und Täter.

Ziel der Sektion ist es, verschiedene Formen von Ungleichheit in der Praxis und als Resultat des Handelns der Justiz epochenübergreifend zu rekonstruieren. Das Verfahren vor Gericht soll nicht mehr als räumlich abgeschlossen und rein obrigkeitlich determiniert verstanden werden, sondern im Sinne der Rechtsethnologie als Akt des Aushandelns (‚Dispute Process’), an dem Akteure und Akteurinnen mit unterschiedlich viel Macht und Glaubwürdigkeitskapital direkt oder indirekt beteiligt sind. Die Sektion wird drei Leitachsen der Ungleichheit ansprechen:

  1. Ständisch-soziale Ungleichheit
  2. Ungleichheit der Geschlechter
  3. Fremde und Minderheiten

Welche Trennlinien zogen Richter, Angeklagte und Zeugen? Reproduzierten Verfahren und Urteilssprüche die allgemeinen Strukturen der Ungleichheit oder bot die Praxis der Justiz auch Chancen, Ungleichheiten zu verändern? In welchem Sinne wurde Gleichheit überhaupt erwartet und gefordert? Die Sektion verfolgt ferner das Ziel, teleologische Fluchtpunkte der Argumentation im Sinne einer kontinuierlichen Zunahme an ‚Fortschritt’ oder aber an ‚Disziplinierung’ in der Geschichte der Justiz infrage zu stellen.

Vorträge Epoche
Erwartungen an die Justiz – Praxis der Justiz (Einführung) Epochenübergreifende Sektion
Soziale Ungleichheit in spätmittelalterlichen Strafverfahren Epochenübergreifende Sektion
Schutzjuden als Minderheit vor Gericht in der Frühen Neuzeit Epochenübergreifende Sektion
Ungleiche Paare – Sexuelle Gewalt vor Gericht in Zürich (1550-1850) Epochenübergreifende Sektion
Macht, Partizipation und Ungleichheit – Akteure vor Strafgerichten im Zweiten Kaiserreich Epochenübergreifende Sektion
Kommentar Epochenübergreifende Sektion