Anna-Carolin Augustin Miriam Rürup (Chair of the panel)

Whose Heritage? Controversies on Remnants of European-Jewish Heritage in Postwar Israel, Germany, and the US

Irene Aue-Ben-David (Jerusalem)
Aus der Ferne. Neue Bezugnahmen auf die Geschichte des deutschen Judentums nach der Shoah (1960er/1970er Jahre)
Anna-Carolin Augustin (Washington, D.C.)
„Aus dem Brande gerettete Reste“ – Der Wettlauf um Zeremonialobjekte europäisch-jüdischer Provenienz nach 1945

Der Beitrag von Anna-Carolin Augustin (DHI Washington) setzt sich in ihrem Vortrag fokussierend auf das Dreieck Israel-Deutschland-USA – mit dem Nachkriegsringen um jüdische Zeremonialobjekte und deren Rolle bei der Musealisierung jüdischer Geschichte auseinander. Es geht dabei um die Suche, Aneignung und Deutung jüdischer Zeremonialobjekte durch ganz unterschiedliche jüdische wie nichtjüdische Akteure und Institutionen in der Nachkriegszeit. Gezielt wird einerseits der Verbleib der Objekte in Deutschland sowie andererseits der Transfer der Objekte nach Israel oder in die USA reflektiert und die jeweilige Rolle der Objekte – insbesondere im Kontext der Musealisierung jüdischer Geschichte aber auch in Bezug zu aktuellen Provenienz- beziehungsweise Restitutionsdebatten – hinterfragt.

James McSpadden (Reno, NV)
Beschlagnahmte Bücher, NS-Raubgut und Bibliotheken in den USA

James McSpadden (University of Nevada) diskutiert in seinem Vortrag über die Praxis der US-Militärregierung, Bücher – unter anderem aus ehemals jüdischem Besitz – in die USA zu transferieren. Es geht insbesondere um die Folgen der „Library of Congress Mission to Europe“. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte diese ungefähr zwei Millionen Bücher, Zeitungen, Landkarten, Film- und Tonaufnahmen und andere Veröffentlichungen in die USA und verteilte sie an fast 200 verschiedene amerikanische Forschungs- und Universitätsbibliotheken. So kamen unbeabsichtigterweise auch geraubte Bücher beispielsweise von jüdischen Einrichtungen in die USA. Bereits in den 1940er Jahren war die US-amerikanische Beschlagnahmung der Büchern bei Bibliothekaren in den USA umstritten. Widerstreitende Deutungen bestimmten die Diskussion: Waren die Bücher als Kriegsentschädigung legitim enteignet, oder hatten die Bibliothekare unrechtmäßig Bücher entwendet? Dieser Vortrag untersucht die Entwicklung dieser amerikanischen Debatten und fragt zugleich nach dem Stand der heutigen Provenienzdebatte in amerikanischen Bibliotheken.

Miriam Rürup (Hamburg)
Zwischen Hamburg und Jerusalem: Diskussionen um den Umgang mit dem jüdisch-archivalischen Erbe als Beispiel für den Konflikt zwischen Diaspora und Israel

Mit der Frage, wem gehört das archivalische „Gedächtnis“ des Kollektivs – dem neuen Staat Israel oder der jüdischen Diaspora – beschäftigt sich der Vortrag von Miriam Rürup (IGdJ Hamburg). In Hamburg überdauerte das Archiv der jüdischen Gemeinden die NS-Jahre weitgehend unbeschädigt. Ab 1948 bemühten sich die heutigen Central Archives for the History of the Jewish People (Jerusalem) darum, diese Bestände nach Israel zu überführen. Dagegen wehrten sich in Hamburg sowohl jüdische wie nicht-jüdische Protagonisten. Der Vortrag geht am Beispiel des Streitfalls der Frage nach, wie im ersten Nachkriegsjahrzehnt darum gerungen wurde, wo das „jüdische Erbe“ hingehöre. Im zionistischen Selbstverständnis gehörte dieses Erbe in den neu gegründeten Staat Israel. Für die neu gegründete jüdische Gemeinde in Hamburg diente es hingegen der Legitimation jüdischen Lebens in der Diaspora.

Moshe Zimmermann (Jerusalem)
Kommentar
Elisabeth Gallas (Leipzig)
Moderation