Eva Maria Gajek Alexandra Przyrembel (Chair of the panel)

Conflicting Interpretations of Wealth in the 20th Century: “Distinction” within the “Leisure Class”

Abstract

Exactly 80 years separate the publication of Thorstein Veblen’s theory of the leisure class and Pierre Bourdieu’s theory of distinction. And between both lies the Atlantic. While Veblen focusses on consumption of the American upper classes in the 1890s, Bourdieu considers French society in the late 1970s, expanding Veblen’s concept to develop a theory of society encompassing all classes. Beyond these differences, both authors draw a connection between social structure and lifestyle. Based on critical re-reading of Veblen and Bourdieu, the panel Conflicting interpretations of wealth in the 20 Century: “Distinction” within the “leisure class” focusses on case studies from across the world (USA, GDR, France, sub-Saharan Africa), to critically examine patterns of distinction within the upper classes, as well as more generally the renegotiation of social boundaries.

Eva Maria Gajek (Gießen) Alexandra Przyrembel (Hagen)
Die feinen Unterschiede der feinen Gesellschaft(en) – eine Einführung
Juliane Hornung (Köln)
Gesellschaftsformierung im Zeichen der Massenmedien. Die New Yorker High Society in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In den USA entstand um 1900 eine neue soziale Formation, die im Gegensatz zur Upper Class des Gilded Age nicht mehr nur auf Vermögen basierte, sondern vor allem auf massenmedialer Sichtbarkeit: die High Society. An ihrem Beispiel entwirft der Vortrag eine neue Perspektive auf die Texte von Pierre Bourdieu und Thorstein Veblen. Dabei rückt erstens der performative Fokus in Veblens Werk in den Mittelpunkt. Zweitens beleuchtet er das Verhältnis von Abgrenzung nach unten und Nachahmung in Bourdieus Gesellschaftsentwurf. Denn als mediales Vorbild zu gelten und Verhaltens- und Konsumweisen zu prägen bestätigte in der High Society erst eine Position als gesellschaftliche/r Trendsetter/in.

Jens Gieseke (Potsdam)
Reich sein im Staatssozialismus. Lebensstile zwischen Arbeiterlichkeit und Distinktion

Proletarischer Antikapitalismus und Kleinbürgerlichkeit steckten in der DDR-Gesellschaft den Normenrahmen ab für Diskurse über die Legitimität oder Illegitimität von Ungleichheit und distinktiven Lebensstilen, mit denen Reichtum und Luxus assoziiert wurden. Zugleich war der Westen als Maßstab überall präsent. So entstanden Milieutypen (bürgerliche Wissenschaftler*innen, international tätige Künstler*innen, Außenhändler, Spitzenfunktionäre, aber auch Handwerker), die eigene “feine Unterschiede” in der Repräsentation ihrer jeweiligen Lebensstile ausprägten. Zu diskutieren ist, was überwog: der Nivellierungsdruck des Egalitarismus oder die Ausprägung von umso “feineren” Distinktionssignalen.

Hubertus Büschel (Kassel)
Der (nicht) erlaubte Reichtum: Deutungskämpfe, Moral und Schuld in der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika

In der Geschichte der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika gab es seit den 1950er Jahren mit Moral und Schuld aufgeladene Deutungskämpfe über das Ziel von Entwicklung und den hier erhofften Wohlstand und Reichtum. Ziel des Beitrages ist, anhand von Fallstudien eine Typologie für die Konfliktaustragung um erlaubten oder nicht erlaubten Reichtum in ökonomisch asymmetrischen Beziehungen zu skizzieren, die nicht zuletzt auch Aufschluss über epistemische Gewalt bis hin zu Rassismen gibt.

Jürgen Kocka (Berlin)
Kommentar