Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Wissenstransfer, Kontextualisierung und Dekontextualisierung - Recherche und Analyse von Zitaten

Referent/in: Charlotte Schubert (Leipzig)

Abstract:
Das Zitierverhalten antiker Autoren war nie normiert, oft sind nicht einmal innerhalb eines Oeuvres eindeutige Muster erkennbar. Mit Hilfe des im Rahmen des eAQUA-Projektes entwickelten Zitationsgraphen ist ein experimentelles Werkzeug geschaffen worden, um Autorenzitationsprofile zu visualisieren und zu analysieren. Für jeden antiken Autor lassen sich sowohl die von ihm verwendeten Quellen als auch die ihm wiederum folgenden Autoren, die sein Werk benutzt haben, darstellen. Dadurch ist es möglich, sehr unkompliziert und schnell einen zeitlichen und genrespezifischen Überblick über das Zitationsverhalten der antiken Autoren zu gewinnen. Ganze semantische Kontexte werden in der graphischen Visualisierung repräsentiert, die mit herkömmlichen Methoden bisher nur über äußerst zeitaufwendige, auf individueller Kompetenz basierendem Studium der Fachliteratur und Texte zu erschließen waren.

Darüber hinaus sind auch Untersuchungen zu fragmentarischen Autoren durchführbar, für die es bislang überhaupt keine vergleichbare Suchmöglichkeit gab. Kenntnisse über das Zitationsprofil innerhalb der antiken griechischen Literatur konnte man nur durch Lektüre der historischen Kommentare in den Fragmentsammlungen und darauf aufbauend mit Hilfe einer eigenen, detaillierten Untersuchung erhalten. Die Editoren der Fragmentsammlungen haben sich allerdings nicht immer ausführlich zu den Quellen der in ihren Sammlungen edierten Autoren geäußert. Informationen nicht nur über die Verwendung, sondern auch über die Quellen eines fragmentarisch erhaltenen Werks zu gewinnen, weist einen neuen Weg zur Erschließung.

Die innovativen Möglichkeiten der Analyse von Autorenzitationsprofilen mit eAQUA sollen im Rahmen des Beitrages anhand von Plutarchs Perikles-Vita demonstriert und mit Blick auf den wissenschaftlichen Gewinn diskutiert  werden. Dabei soll u.a. gezeigt werden, dass Plutarch im Hinblick auf die historische Methodik möglicherweise viel eigenständiger war, als man es bisher für möglich hielt, da man ihn in diesem Werk bisher doch als sehr an Thukydides und Platon orientiert gesehen hat.

Kategorie: eHumanities

Anzeigen