Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Stillstehen vs. Aufholen

Referent/in: Till Kössler (Bochum)

Abstract:
In der europäisch-westlichen Publizistik seit der Aufklärung wurde Spanien immer wieder als ein Land ohne Zeit beschrieben, in dem sich Modernisierungsprozesse nur oberflächlich niedergeschlagen hätten. Ein solcher „Stillstand“ konnte in einer romantischen Lesart gefei­ert und als Bewahrung nationaler Unverdorbenheit gutgeheißen werden. In liberalen Kreisen galt diese vermeintliche Zeitlosigkeit jedoch als Ausweis gesellschaftlicher „Rückständig­keit”. Auf widersprüchliche Weise versuchte das Franco-Regime, den Konflikt zwischen die­sen beiden Perspektiven aufzulösen. Einerseits zeigte es sich bemüht, seine Herrschaft als überzeitliche, eng mit der nationalen Vergangenheit verbundene Zeitordnung von der west­lich-demokratischen Moderne abzugrenzen, andererseits wurde ‚Zeit’ im Zuge der ökonomischen Modernisierung seit Ende der 1950er Jahre verstärkt als zentrale gesellschaftliche Ressource der autoritären Erneuerung des Landes begriffen. Mit der Durchsetzung neuer Zeitpraktiken sollten die westlichen Industrienationen in Hinblick auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Produktivität „eingeholt” werden.

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