Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Religiöse Kommunikation. Christianisierung als Ausdifferenzierung und Entdifferenzierung von Religion

Referent/in: Hartmut Leppin (Frankfurt a.M.)

Abstract:
Die Christianisierungen des Römischen Reiches sind selten in theoretisch differenzierter Weise beschreiben worden. Der Vortrag unternimmt den Versuch, hierfür Kategorien der Systemtheorie heranzuziehen. Deren Begrifflichkeit böte viele Vorzüge: Der Begriff der Evolution steht für die Ergebnisoffenheit geschichtlicher Entwicklung, die für ein modernes, nicht dir Großkirche als Telos betrachtendes Verständnis der Christentumsgeschichte wichtig ist. Mit dem – allerdings in sich schwierigen – Konzept des preadaptive advance ließen sich die Entwicklungen des Heidentums und der griechisch-römischen Welt beschreiben, die sie für die christliche Botschaft empfänglich macht. Andererseits sind zentrale Konzepte der Luhmann‘schen Deutung von Religion auf der Grundlage eines letztlich durch monotheistische Vorstellungen geprägten Religionsbegriffs gewonnen, wenn etwa die Unterscheidung Immanenz / Transzendenz als Leitdifferenz des religiösen Systems beschrieben wird, die sich indes nicht leicht mit den polytheistischen Weltbildern der Antike verbinden lässt.

Dennoch soll der Versuch unternommen werden, die Christianisierungsprozesse im 4. Jahrhundert, die zunächst auch neutrale Räume zuließen, als den Ansatz zur Ausdifferenzierung eines Religionssystems zu beschreiben, das für eine gewisse Zeit nicht mehr gläubige Teilnahme unabhängig von der Motivlage (D. Pollack) erwartet Darauf wäre dann, spätestens in der Zeit Justinians, eine Phase der Entdifferenzierung gefolgt, die das Christentum, das die Differenz Immanenz / Transzendenz stark machte, alternativlos erscheinen lässt.

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