Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

"Preserving Cultures" - Der Schutz von Kulturdiversität & Kulturerbe als gemeinsames Erbe der Menschheit nach 1945

Referent/in: Andrea Rehling (Mainz)

Abstract:
Bereits bei der Gründung der UNESCO 1945 wurde die Notwendigkeit Kulturgüter zu schützen und das Recht auf Partizipation an Kultur festgeschrieben. Während der internationale Schutz von Kulturschätzen seine Wurzeln bereits im Völkerbund hatte, resultierte das Anliegen, Teilhabe an Kultur zu ermöglichen, aus den Erfahrungen mit dem Hitlerfaschismus. Partizipation an Kultur als Kanon der Schönen Künste und der Kulturgeschichtsschreibung wurde nach 1945 zu einem Menschenrecht. In diesem doppelten Sinne wurde Kultur so zu einem Gemeingut, dessen Schutz sich die UNESCO im internationalen Maßstab auf die Fahnen schrieb. Zunächst noch höchst umstritten, gewann dann in den 1960er Jahren der plurale Kulturbegriff der Anthropologie an Gewicht. Dadurch erhielt das „Erbe der Menschheit“ eine gegenwärtige Dimension. Es ging nun nicht mehr nur darum, Artefakte untergegangener Zivilisationen oder Kunstwerke als kulturelles Erbe zu bewahren. Stattdessen rückte der Schutz von “Heritage“ als kulturelle Praxis in den Mittelpunkt. Homogenisierend wirkende Globalisierungs- und Medialisierungsprozesse wurden als Bedrohung ausgemacht. Dem Verlust traditionellen Wissens und traditioneller Praktiken, die als kollektives Gedächtnis und Wissensspeicher zunehmend als wertvolle Ressource betrachtet wurden, sollte durch entsprechende Governance-Institutionen entgegengewirkt werden. Davon ausgehend analysiert der Beitrag die Transformation des Kulturgüterschutzes zum Schutz immateriellen Erbes und kultureller Diversität. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, wie sich Veränderungen des Kultur- und „Heritage“-Begriffs, aber auch der Kategorie Wissen auf die völkerrechtlichen, politischen und philosophischen Konzepte „Erbe der Menschheit“ und „Welterbe“ auswirkten.

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

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