Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Nahrung für Milliarden Menschen, aber von Auge nicht zu sehen: Plankton als epistemisches Objekt und ökonomischer Faktor

Referent/in: Ariane Tanner (Zürich)

Abstract:
Ariane Tanner behandelt die Frage der Welternährung am Beispiel der lebenden Ressource Plankton. Wissen über das Plankton ist auch immer ein Wissen über den homo sapiens und den Zustand seiner Umwelt, das Vorhandensein von Ressourcen, die lokale und globale Ernährungslage, sowie ökologische Gefahren. Heute gelten die mikroskopisch kleinen Organismen als ‚Anfang der Evolution, bedeutendste Nahrungskette und Indikator für die globale Klimaerwärmung. Der Vortrag setzt sich mit der Geschichte des Planktons als epistemisches Objekt auseinander und setzt einen Schwerpunkt auf die ausgehenden 1960er und die 1970er Jahre, als Plankton innerhalb des Neo-Malthusianischen und des beginnenden ökologischen Diskurses eine besondere Rolle erhielt: Colin Clark berechnete 1968, dass unter Zuhilfenahme aller Ressourcen des Globus 157 Milliarden Menschen auf einem japanischen Lebensstandard ernährt werden könnten. Künstlich vermehrtes Plankton für die Intensivierung von Nahrungsketten war Teil dieser fortschrittsoptimistischen Vision. Im selben Zeitraum wurde diese Ressource aber auch als Problem entdeckt: ‚Die größte Biomasse der Welt‘ erschien durch den im Meer treibenden Müll – darunter so genanntes „Plastikplankton“ – kontaminiert. Die Einsicht, dass diese Verunreinigungen über die Nahrungskette schließlich auf den Menschen durchschlagen, war ein Element jener Verunsicherung, die in den frühen 1970er Jahren das ökologische Bewusstsein förderte.

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

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