Multiple akustische Modernisierung. Neue Klänge und altes Hören in der Schweiz um 1800
Referent/in: Jan-Friedrich MissfelderAbstract:
Systematische Lärmbekämpfung setzte in Europa nach einhelliger Forschungsmeinung erst im späten 19. Jahrhundert ein. Erst jetzt sei die akustische Belastung durch die industrielle Moderne so gravierend gewesen, dass man Gegenmaßnahmen zu fordern und durchzusetzen begann. Dieser Befund überrascht vor dem Hintergrund einer schon ein Jahrhundert früher einsetzenden Industrialisierung und der damit verbundenen massiven Veränderung des soundscape. Die Frage, die der vorgeschlagene Beitrag beantworten will, ist daher sehr einfach: Wie ist diese Lücke zwischen neuen Klängen und neuartiger Wahrnehmung dieser Klänge als Lärm zu erklären? Der Beitrag möchte die These einer multiplen akustischen Moderne am Beispiel des akustischen Profils der alten Bürgerstadt Zürich und der stark industrialisierten Stadt Winterthur um 1800 diskutieren und damit auch die historiographische Epochenschwelle 1800 aus klanggeschichtlicher Perspektive problematisieren.