Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Multikulturalität in der Schule: Herausforderungen für das Klassenmanagement

Referent/in: Walter Herzog / Elena Makarova

Abstract:
Die Heterogenität der Schülerschaft heute gilt allgemein als Erschwernis für die Unterrichtsgestaltung, und zwar nicht nur in didaktisch-methodischer Hinsicht, sondern auch – oftmals sogar in erster Linie – im Hinblick auf die Klassenführung. Zugleich wird unter Gesichtspunkten eines integrativen und adaptiven Unterrichts vermehrt erwartet, dass Lehrkräfte auf Differenzen der Schülerinnen und Schüler eingehen sowie individualisiert unterrichten. Umstritten ist jedoch, wie weit kulturelle Differenzen bei der Klassenführung eine Rolle spielen. Oft wird in der kulturellen Heterogenität der Schülerinnen und Schüler ein verursachender Faktor für Unterrichtsstörungen gesehen. Im Beitrag wird von einer Studie aus der Schweiz in fünften und sechsten Primarschulklassen berichtet, die sich nach dem Anteil an kultureller Heterogenität systematisch unterschieden. Die Ergebnisse zeigen, dass strukturelle Merkmale der Klasse (wie deren kulturelle Heterogenität) für das wahrgenommene Störausmaß im Unterricht weit weniger bedeutsam sind als Prozessmerkmale des Unterrichts (wie insbes. die Beziehungsqualität in der Klasse). Das heißt nicht, dass mit dem Herkunftsstatus der Schülerinnen und Schüler assoziierte Differenzen keine erschwerende Rolle bei der Klassenführung spielen, jedoch scheinen sie weniger mit Kultur per se zu tun zu haben als mit unterschiedlichen Einstellungen gegenüber der Integration im Aufnahmeland. Besonders wichtig für die soziale Integration einer (kulturell) heterogenen Schulklasse ist, dass es der Lehrperson gelingt, vertrauensvolle, wertschätzende und anerkennende Beziehungen in der Klasse aufzubauen.

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