Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Lärmfilter. Klangereignisse und die gesellschaftlichen Aushandlungen auditiver (Stör-)Erfahrungen (1950-1980)

Referent/in: Heiner Stahl

Abstract:
Verfahren der Beschränkung und Eindämmung von Klangereignissen stehen im Mittelpunkt des Vortrages. Von einer medienhistorisch und kulturwissenschaftlich argumentierende Blickrichtung ausgehend bezieht sich der Vortrag auf die Verarbeitung der rhetorischen Konzepte von Lärmbekämpfung in den Bereichen Arbeitsschutz, Gesundheitsfürsorge, Hygiene und hinsichtlich kontrollierenden Ordnung von städtischem Raum. Hier bietet sich ein asymmetrischer Vergleich zwischen den Umgangsweisen mit der Gesundheitsgefährdung durch Lärm in beiden deutschen Staaten an. Vorhandene, mögliche und vorgestellte Beeinträchtigungen der Hörfähigkeit  stecken das Feld ab, in dem Betrachtungen auditiver Erfahrungen von Sound und Lärm sowohl als Messungen als auch in Aushandlungen von Gefährdungen durch Lärm stattfinden. Lärmfilter sind in diesem Zusammenhang als Verfahren zu verstehen, um Klangereignisse zu begrenzen, aber auch um sie zu verorten. Solche Umklammerungen erzeugen Fokussierungen und Störungen. Darauf konzentriert sich der Vortrag und begreift Filterungen und Störungen als bestimmende Elemente in einem Gewebe von Kommunikationsflüssen. Ohrstöpsel sind beispielsweise solche Lärmfilter. Am Beispiel der Firma Beiersdorf wird dies exemplarisch ausgeführt. Gerade die Praktiken der Verwendungen, sowie deren Produkt- und Markengeschichten verweisen auf Verschiebungen bei den gesellschaftlichen Aushandlungen von Lärm und Klang. Daran zeigen sich Konstellationen, die die Lärmfilterung mit den auditiven Erfahrbarkeiten des öffentlichen Raumes verknüpfen und die normierenden Hygienevorstellungen des Arbeitsschutzes mit konkurrierenden Vorstellungen einer umfassenden Gesundheitsfürsorge in Bezug zu setzen.

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

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