Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Kultur als Ressource von Oppositionspolitik. Nationale und transnationale Bezüge des Untergrunddiskurses der 1980er Jahre

Referent/in: Robert Brier

Abstract:
Kollektiv verwandte Semantiken haben für sozialen Protest zentrale Bedeutung. Indem sie eine bestimmte Interpretation politischer oder sozialer Probleme nahelegen, ermöglichen sie die Konstruktion kollektiver Identität und konstituieren damit soziale Protestbewegungen ("framing"). Für die polnischen Oppositionsbewegungen der 1980er Jahre stellten insbesondere nationale und religiöse Symbole eine wichtige Ressource für die Herstellung derartiger kollektiver Identitätszuschreibungen dar. Im Vortrag sollen zentrale Charakteristika dieser symbolischen Praktiken rekonstruiert werden, indem eine dichte Beschreibung einer 1988 in Nowa Huta abgehaltenen, internationalen Menschenrechtskonferenz vorgenommen wird, in der sich die wichtigsten Elemente oppositioneller Gegenstrategien verdichteten. Auf diese Weise soll gezeigt werden, dass sich der Diskurs der Opposition immer auch an transnationale Adressaten richtete und dabei traditionelle Wertvorstellungen neu interpretierte, indem sie mit sozialistischen Überzeugungen sowie mit den Deutungsmustern eines entstehenden Menschenrechtsdiskurses verband. Auf diese Weise soll eine Sichtweise polnischer Zeitgeschichte problematisiert werden, die die Solidarność einerseits als gleichsam notwendiges Ergebnis einer auf die Romantik reduzierten polnischen Nationalgeschichte versteht und sie andererseits auf den Fluchtpunkt von 1989 ausrichtet.

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