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49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Globale Sozialpolitik? Ein Ausblick auf das 21. Jahrhundert

Referent/in: Lutz Leisering

Abstract:
Der Beitrag reflektiert die vorangehenden Vorträge zur Globalgeschichte der Sozialpolitik im 20. Jahrhundert und identifiziert Perspektiven und wissenschaftliche Zugänge zur aktuell in Bewegung geratenen Sozialpolitik im globalen Norden und Süden. Dabei werden zwei sozialwissenschaftliche bzw. soziologische Forschungsstränge herangezogen und auf ihre Potentiale und Grenzen für eine globalgeschichtliche Betrachtung untersucht: die in den 1990ern in Großbritannien entstandene Forschungsrichtung „global social policy“ und die neoinstitutionalistische Erforschung der „Weltgesellschaft“. Die „global social policy“ ist stark, aber abnehmend von Sichtweisen geprägt, die aus der Forschung zur Expansion westlicher Wohlfahrtsstaaten nach dem zweiten Weltkrieg stammen, und bezieht sich primär auf die Zeit seit 1990. Dass auch in der Kolonialgeschichte „globale Sozialpolitik“ stattfand und bis heute prägende Strukturen erzeugte, wird erst in allerersten Anfängen wahrgenommen und thematisiert. Die Weltgesellschaftsforschung greift zeitlich wie räumlich weiter aus, ist insoweit globalhistorisch, thematisiert jedoch vor allem die Prägekraft westlicher Ideen und Modelle und ist methodisch stark makroskopisch angelegt, insoweit nur sehr eingeschränkt historisch. Methodisch hat sie aber das Potential, durch eine Mehrebenenanalyse soziale Prozesse jenseits der Ebene von Nationalstaaten und Regionen zu erfassen und auch Beziehungen zwischen Weltregionen zu identifizieren. Inhaltlich ist insbesondere zu fragen, was „global“ in der sich aktuell entwickelnden globalen Sozialpolitik bedeutet, was das globale „Soziale“ ist und inwieweit und in welchem Sinne von einer Expansion globaler Sozialpolitik die Rede sein kann.

 

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

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