Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Diversitätssensibler Geschichtsunterricht in der Migrationsgesellschaft als Herausforderung für die akademische Professionalisierung von Geschichtslehrkräften

Referent/in: Lars Deile

Abstract:
Die Faktenlage ist evident: Migration ist eine bestimmender Zug der Gegenwart; Jugendliche mit Migrationshintergrund sind in unseren Schulen tendenziell benachteiligt; der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund ist zugleich unverhältnismäßig gering (Bildungsbericht 2010).

Diesen Tatsachen kann im Bildungsbereich auf unterschiedliche Weise begegnet werden: Durch Ignoranz, was zu wachsenden gesellschaftlichen Konflikten führen wird. Durch Anpassung der Bildungsinhalte an die Bedingungen der Migrationsgesellschaft – das wäre wichtig, um Schule gesellschaftsfähig zu machen. Aber auch durch angemessene Professionalisierung von Lehrkräften für die veränderten Klassenzimmer. Dieser Bereich bildet den Kern des Beitrags.

Im besagten Aufgabenfeld sind derzeit verschiedene Lösungswege auszumachen. Der „Nationale Aktionsplan Integration“ (beschlossen Anfang 2012) sieht eine Erhöhung des Anteils der Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst vor, gerade auch von Lehrerinnen und Lehrern. Etwas weniger stark wird die Notwendigkeit einer stärkeren Sensibilisierung der aktiven Lehrkräfte für transkulturelle Fragen, Probleme und Prozesse akzentuiert. Beides sind gewiss integrale Aspekte einer zeitgemäßen Aus- oder Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern heute, insbesondere im Hinblick auf den Geschichtsunterricht, dessen zentrales Thema das Wandelbare in der Welt ist.

Entscheidend wird aber sein, wie die in Aussicht genommene Professionalisierung zu gestalten ist.

Dabei ergibt sich eine Reihe von Fragen: Wie sinnvoll ist etwa das Konzept von Interkulturalität, das grundsätzlich von einer bipolaren Situation ausgeht und Migrantinnen und Migranten im Kontrast zu einer homogenen Mehrheitsgesellschaft sieht? Welche Ressourcen können Migrantinnen und Migranten in die (deutsche) Schule einbringen? Wie sollen Konflikte reflexiv und konstruktiv operationalisiert werden? Wie überhaupt lässt sich Migration als bereichernde Vielfalt gestalten, und zwar für alle an diesem Prozess Beteiligten? Und welche Bedeutung hat bei all dem in Sonderheit der Geschichtsunterricht?

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