Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Der Konflikt in mir. Historisches Erzählen als Ressource von Ich-Identität

Referent/in: Johannes Meyer-Hamme

Abstract:
Unter der Prämisse, dass historische Orientierungen als immaterielle Ressource verstanden werden können, stellt sich die Frage, wie sich diese für den Einzelnen darstellen. Zwar haben historische Orientierungen gesellschaftliche Funktionen, aber historisch denken und sich orientieren können nur Individuen. Gleichzeitig stellt sich für Individuen insbesondere in heterogenen Gesellschaften die Aufgabe, mit unterschiedlichen, teils widersprüchlichen historischen Narrationen umzugehen – denn Geschichtskultur ist „Ort des Widerstreits zwischen Repräsentationen“ (Bronfen/Marius). Der Geschichtsunterricht sieht sich daher mit der Herausforderung konfrontiert, Schülerinnen und Schülern ein Rüstzug an die Hand zu geben, damit diese unterschiedliche historische Diskurse erkennen, bewerten und sich in ihnen verorten können.

Als theoretische Grundlagen für praktisches Handeln bieten sich hierbei das Konzept der narrativen historischen Identität (Meyer-Hamme) einerseits an, andererseits das Konzept der historischen Kompetenzen im Modell von Körber/Schreiber/Schöner (2007). Für die Untersuchung entsprechender Prozesse erheblich ist die Frage, inwieweit Lernsubjekte mit Konventionen historischer Orientierung umgehen, indem sie die in den hergebrachten Lernangeboten enthaltenen Konstruktionslogiken eigenständig reflektieren. Deshalb stehen in diesem Vortrag die Perspektiven von Individuen im Zentrum. Anhand von Einzelfällen wird exemplarisch gezeigt, welche Erzählstrategien zur Anwendung kommen, auch um einen zuweilen auftretenden inneren Widerstreit der Deutungen zu bearbeiten. Dargelegt wird, welche historische Themen als relevante, inspirierende Erzählanlässe von Bedeutung sind und an welchen (kulturellen?) Schnittstellen gegebenenfalls narrative Konflikte auftreten. Ziel eines solchen strukturellen wie empirischen Zugriffs ist eine Antwort auf die Frage, welche interkulturellen Gegenstände sich für einen diversitätssensiblen Geschichtsunterricht anbieten, um Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierten Umgang mit historischen Lerngelegenheiten zu befähigen.

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