Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Christen und Juden während der Versorgungskrisen des 15. Jahrhunderts

Referent/in: Christian Jörg (Trier)

Abstract:
In Zeiten schwerer Krisen, zu deren vielschichtigsten und wirkmächtigsten Formen während des europäischen Mittelalters sicherlich die Hungersnöte zu zählen sind, waren die Juden besonderen Gefährdungen ausgesetzt. In solchen Phasen konnten sich durch zahlreiche Faktoren beeinflusste Konflikte zuspitzen und zu einer – nicht alleine die Juden betreffenden – Verdichtung exkludierender Tendenzen beitragen. So häuften sich während der schwersten Hungerjahre des 15. Jahrhunderts zwischen 1437 und 1440 nicht zufällig auch die Ausweisungen von Juden aus den Städten des Reiches. Auf drohende Pogrome weisen zudem Zusammenrottungen der Landbevölkerung unterschiedlicher Herren zu Beginn der dreißiger Jahre im räumlichen Umfeld von Worms sowie ähnliche Vorgänge in den ebenfalls durch Versorgungskrisen gekennzeichneten Jahren um 1483 in der Provence hin. Als besonders problematisch erwies sich hierbei die Verbindung des sich intensivierenden Wucherdiskurses mit der Erwartung eines göttlichen Strafgerichts, wie dies in besonderer Weise in den späten dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts greifbar wird. Den damit verbundenen Gefährdungen, denen Juden sich ausgesetzt sahen, und den Möglichkeiten, diesen durch aktives eigenes Handeln präventiv zu begegnen, soll in dem Beitrag nachgegangen werden. Die Handlungsoptionen reichten von der Nutzung jüdischer Beziehungsnetze zur Vermittlung von Möglichkeiten zum Kornerwerb in der Ferne durch die christlichen städtischen Führungsgremien bis hin zur Aussetzung der Schulden für die von Ernteausfällen und Versorgungsengpässen besonders bedrohten Personenkreise in den Städten und auf dem Lande.

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