Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Beschleunigung vs. Verlangsamung

Referent/in: Alf Lüdtke (Erfurt/Seoul)

Abstract:
Die Relation von Beschleunigung und Verlangsamung war für das politische Projekt des Nationalsozialismus zentral. In transnationaler Sicht lässt sich das NS-Regime als ein Mobilisierungsregime verstehen, welches sich durch massive Beschleunigungskampagnen auszeichnete. In den Alltagspraktiken der historischen Akteure wurden diese jedoch nicht selten als Verlangsamung und Verdichtung von Zeit erlebt. Beglaubigt wurde die Zeitpolitik des Nationalsozialismus durch die gesteigerte Intensität von Augenblicken des Erlebens, zu­mal im Krieg, und zwar umso mehr, je „mehr Zeit man hatte” oder „sich nahm”, je zeitloser solche Situationen erscheinen mochten. Dies konnte von einer – offiziellen wie informellen – Arbeitspause bis zum lebensbedrohlichen Einsatz an einer der (Heimat-)Fronten reichen. Der Vortrag analysiert die widersprüchlichen Zeit-Erfahrungen im Nationalsozialismus. Wel­che Wechsel der Tempi wie der Intensitäten lassen sich ausmachen? Wo zeigen sich schlei­chende, wo ‚ruckartige’ Übergänge? Und galt die gedämpftere Intensität der Gefühle wäh­rend des Wiederaufbaus und im Wirtschaftswunder als „verlorene Zeit“?

Anzeigen