Aus- und Entdifferenzierung "vormoderner" rechtlicher Kommunikation
Referent/in: Stefan Esders (Berlin)Abstract:
Die Ausdifferenzierung des Rechts als einer von Spezialisten gepflegten, institutionell abgesicherten und zu erheblichen Teilen verschriftlichten Normenordnung gehört zu den charakteristischen und folgenreichsten Entwicklungen der antiken, vor allem der römischen Kultur. Auch wenn gerade das Recht in Luhmanns soziologischer Theorie und Analyse der Moderne eine zentrale Rolle einnimmt, schenkt seine evolutionistische Sicht den vormodernen Prozessen der Aus- und Entdifferenzierung von Recht wenig Beachtung. Der Vortrag geht der Frage nach, welches Erklärungspotential Luhmanns rechtssoziologische Systematisierungen für die Analyse vormoderner Rechtskulturen bieten. Am Beispiel des Eides als eines zugleich rechtlich, religiös und sozial normierten und normierenden Elementes wird untersucht, wie weit die Ausdifferenzierung des römischen Rechts als eines eigenen Funktionssystems reichte und welche Entdifferenzierungs- und Transformationsprozesse sich seit der Spätantike beobachten lassen.
