Fragile Finanzen. Dynastien, Schulden und Krisenmanagerinnen in der Frühen Neuzeit

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Die geplante Sektion ist unter drei Gesichtspunkten interessant für Lehrer:innen und/oder Schüler:innen:

1) der Zusammenhang von wirtschaftlicher und politischer Sicherheit und Stabilität bzw. der Verbindung von Wirtschafts- und Herrschaftskrisen;
2) der Fokus auf Dynastien und dynastische Herrschaft in der Frühen Neuzeit als Ergänzung zum Schulcurriculum;
3) das Rollenvorbild von Frauen als Krisenmanagerinnen und Verantwortlichen für (Familien-)Finanzen.

Aktuell wie historisch sind politische und wirtschaftliche bzw. finanzielle Stabilität politischer Gemeinwesen eng miteinander verknüpft. Wirtschaftliches Wachstum gilt als Garant politischer Sicherheit, während Inflation, Zahlungsausfälle und wirtschaftliche Krisen Bilder von Demonstrationen, Aufständen und „failed states“ hervorrufen. Dieser Zusammenhang wird in den Vorträgen von Sarti und Backerra an historischen Beispielen mit damaligen Lösungsansätzen thematisiert. Sie zeigen, dass die Problematik keineswegs neu, sondern vielmehr grundlegend immer existent ist. Die vorgestellten Analysen können als Anregung für eigene Erarbeitungen, z.B. der der Französischen Revolution vorangegangenen Wirtschaftskrise, dienen.

Dynastien und dynastische Herrschaft spielen in den meisten Curricula für Geschichtsunterricht nur eine kleine Rolle, die sich meist auf das frühere Mittelalter beschränkt. Dem steht die zentrale Rolle dynastischer Herrschaft in Europa bis ins 20. Jahrhundert entgegen; und selbst heute sind etwa ein Viertel der Länder weltweit Monarchien. Die Sektionsbeiträge, die sich alle mit Dynastien (regierenden und nichtregierenden) beschäftigen, lenken den Blick einerseits auf diese Herrschaftsform, andererseits auf generationenübergreifende Familienverbände und deren politische, wirtschaftliche und soziale Rolle. Sie können deshalb als Ergänzung bzw. Erweiterung zum regulären Themenkanon gesehen werden.

Innerdynastisch traten in finanziellen Krisen immer wieder Frauen als Beraterinnen, Geldgeberinnen und Managerinnen auf, wie alle Vorträge in dieser Sektion zeigen werden. Sie hatten meist den Erhalt der Familie, deren Wohlstand und Herrschaftsrechte zum Ziel und organisierten dafür Resources von eigenen finanziellen Mitteln über Familienvermögen bis hin zu Krediten oder Schuldenerlassen. Im Kontrast dazu sind in Deutschland heute Frauen immer noch weniger häufig als Männer im Finanzsektor tätig bzw. kümmern sich um finanzielle (private) Vorsorge und Wirtschaftsfragen. Dieser Zustand ist nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht, sondern auch individuell kritisch zu sehen (vgl. Diskussionen um Altersarmut bzw. generelle Armutsgefährdung vor allem von Frauen). Die vorgestellten Beispiele könnten deshalb als Vorbilder dienen bzw. dazu anregen, tradierte Rollenbilder kritisch zu hinterfragen.

Die Veranstaltung wird im Zimeliensaal im Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig stattfinden.

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