Wie schreibt man eine europäische Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts?

WOLFGANG KNÖBL (Göttingen)
Gesprächsteilnehmer

BERND GREINER (Hamburg)
Gesprächsteilnehmer

JÖRG BABEROWSKI (Berlin)
Gesprächsteilnehmer

ULRICH HERBERT (Freiburg i.Br.)
Gesprächsteilnehmer

MICHAEL RIEKENBERG (Leipzig)
Gesprächsteilnehmer

FELIX SCHNELL (Berlin)
Moderator und Gesprächsteilnehmer

Abstract:
Gewaltforschung wird sowohl mit makro-, als auch mit mikro-sozialen Ansätzen betrieben. Letztere Variante ist eine jüngere Erscheinung, die im deutschen Raum vor allem mit der „Neuen Gewaltsoziologie“ und den Namen Trutz von Trotha, aber auch Randall Collins verbunden ist. Die mikro-soziologische Gewaltforschung hat in den letzten beiden Dekaden zweifellos einige wichtige Erkenntnisse zutage gefördert. Sie ist aber überwiegend eine Einzelfallforschung, die möglicherweise angesichts ähnlicher theoretischer Prämissen zu ähnlichen Ergebnissen gelangt und dazu tendiert, Gewaltprozesse sozial, epochal, kulturell zu dekontextualisieren und zu anthropologisieren. Auf der anderen Seite aber haben viele Autoren auf gegenseitige transnationale und transkulturelle Lernprozesse und Wechselwirkungen der Gewalt hingewiesen. Das gilt nicht zuletzt für die europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Offenbar gibt der mikro-soziologische Blick nicht alles preis, was in dieser Hinsicht über Gewalt zu sagen ist. Das gilt aber auch für die makro-soziologische Perspektive, die sich immer dann schwer tut, wenn es um Verläufe von Gewaltprozessen geht und wenn Politik oder Ideologie konkrete Entwicklungen nicht befriedigend erklären können. Da grundsätzlich viel für eine „verflochtene“ europäische Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts spricht, stellt sich die Frage, wie makro- und mikro-soziologische Ansätze der Gewaltforschung fruchtbar miteinander verbunden werden können. Diese Frage soll auf dem Panel von Historikern und Soziologen diskutiert werden.