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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren. |
Historische Erinnerung im Zeitalter des Internet – Ungleichheiten als Methodenproblem
Leitung: Thomas Lange, Darmstadt
Geschichtsunterricht heute muss sich behaupten zwischen Ansprüchen von Unterrichtsverwaltungen, die ungleiche Schülerleistungen mittels Standards normieren wollen, Geschichtsdidaktik, die Offenheit, Multiperspektivität und reflexives Geschichtsbewusstsein einfordert sowie den mittlerweile unüberschaubaren, jederzeit verfügbaren digitalen Angeboten vor allem im Internet. Während die Kultusverwaltungen zur kontrollierenden Einengung der Wissensaneignung tendieren, öffnen außerschulische Lernorte wie Archive zunehmend den Zugang zu authentischen Quellen, um forschendes Lernen und selbsttätiges Entdecken zu ermöglichen.
Die neuen Medien erfordern neue didaktische Überlegungen zu Auswahl und Methoden. Es gibt kaum noch historische Themen, zu denen im Internet nicht nur Informationen, sondern z. T. gleich fertige Ausarbeitungen abgerufen werden können. Die Bildungsserver der Bundesländer stellen thematische Quellensammlungen zur Verfügung, Archive, Museen und Universitäten bieten z. T. didaktisch aufbereitete digitale Quellensammlungen an, Verlage offerieren ganze Lernwelten mit Ton- oder Filmdokumenten auf CD oder DVD, zu schweigen von zahllosen Webseiten ohne erkennbare wissenschaftliche oder didaktische Fundierung.
Dabei entsteht nicht nur eine technische Ungleichheit zwischen der vorgefertigten Perfektion und dem je individuell zu organisierenden Lernangebot, sondern es stellt sich die Frage, ob hier nicht auch eine Ungleichheit in der historischen Erinnerung – zwischen der technisch-medial vermittelten einerseits und der selbst am Authentikum angeeigneten andererseits - aufgebaut wird. Lehrer, Geschichtsdidaktiker und Archivare sind angesichts dieser Situation aufgefordert, ihr Handwerk zwischen Wissensvermittlung und Identitätsstiftung neu zu überdenken.
Anstöße dazu soll diese Sektion bieten, in der ausgewiesene Fachleute aus Archiven, der Geschichtsdidaktik und der archivpädagogischen Arbeit ihre Konzepte und Lösungsansätze vorstellen werden. Im ersten Teil der Sektion werden Faktoren der Erinnerung von verschiedenen Seiten reflektiert, im zweiten Teil innovative Anwendungen aus der Praxis vorgestellt.