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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren. |
Ungleichheit, Prosperität und Glück. Wirtschaftshistorische Perspektiven
Leitung: Jan-Ottmar Hesse, Frankfurt am Main / Mark Spoerer, Berlin
Abstract zur Sektion
Welche Gesellschaften sind glücklicher: Solche mit einer großen oder solche mit einer geringen Spreizung der Einkommensverteilung? Diese Frage durchzieht wie ein Leitfaden unzählige ökonomische und wirtschaftspolitische Debatten des letzten Jahrhunderts, jedenfalls in jenen Gesellschaften, die sich aufgrund der überwiegenden Sicherung der materiellen Existenz ihrer Mitglieder mit Verteilungsfragen beschäftigten können. Den meisten wirtschaftspolitischen Strategien in diesen Ländern lag mindestens implizit eine Beantwortung der Frage nach dem Verhältnis von Glück und Einkommensverteilung zugrunde. Die klassisch liberale Angebotspolitik, die in den Reaganomics ihren Höhepunkt fand, basiert auf der Idee, dass eine möglichst ungleiche Verteilung der Einkommen die größten Innovations- und Investitionsimpulse freisetze und damit auch den Menschen am unteren Ende der Einkommensskala zugute komme. Im wohlfahrtsstaatlichen Modell, dem viele Staaten Kontinentaleuropas nach 1945 folgten, wird dagegen Umverteilung als Mittel angesehen, eine zu große Spreizung der Einkommen zu verringern und damit die gesellschaftliche Stabilität zu erhöhen. Eine generelle Antwort auf den Zusammenhang von Prosperität, Ungleichheit und Glück wird kaum möglich sein; wohl aber ein Problemaufriss. In der Sektion sollen anhand von unterschiedlichen Fallbeispielen die Verteilung von Einkommen und Vermögen in verschiedenen Prosperitäts- und Krisenphasen untersucht werden. Hierbei werden zum einen unterschiedliche Methoden vorgestellt, die in der Wirtschaftsgeschichte zur Analyse von Verteilungsprozessen angewendet werden. Die Diagnose von Einkommens-und Vermögensverteilung ist methodisch keineswegs trivial, und mit unterschiedlichen Methoden werden u. U. sehr verschiedene Ergebnisse erzielt. Zum anderen sollen die Verteilungspositionen in unterschiedlichen Ländern in global ähnlichen Prosperitätsphasen verglichen werden. Schließlich soll untersucht werden, ob die neuere ökonomische Glücksforschung der wirtschaftshistorischen Forschung methodische oder inhaltliche Impulse geben kann.