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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
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Gibt es eine Einheit der Geschichte? Epochale Vielfalt und disziplinäre Gemeinsamkeit. Podiumsdiskussion

Leitung: Manfred Hettling, Halle-Wittenberg

 

Teilnehmer:

  1. Disziplinäre Einheit aus althistorischer Sicht
    Wilfried Nippel, Berlin
  2. Integriertes Proseminar und Modulthemen: Chancen für den epochenübergreifenden Dialog in der Geschichtswissenschaft
    Hedwig Röckelein, Göttingen
  3. Geschichte in der permanenten "Erweiterung" und die Einheit des Fachs Geschichte
    Winfried Schulze, München
  4. Transformationen neuzeitlicher Geschichte: Zwischen longue durée und Mikrodynamik
    Jürgen Osterhammel, Konstanz
  5. Die Zeitgeschichte zwischen methodischer Sonderstellung, disziplinärer Normalität und öffentlicher Aufmerksamkeit
    Paul Nolte, Berlin

 

Abstract zur Podiumsdiskussion

Die Geschichtswissenschaft sieht sich gegenwärtig der Herausforderung konfrontiert, sich in einer globalen Welt mit neuen regionalen Zusammenhängen und mit neuen wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Transnationalität und Interdisziplinarität sind heutzutage Schlüsselworte - für Prozesse intellektueller Selbstverständigung ebenso wie für die Einwerbung von Drittmitteln. Das hat zu einer fruchtbaren Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen Disziplin geführt, hat neue Theorien, neue Methoden und neue Fragen in das Fach geführt.
Gegenwärtig steht die Herausforderung, historisches Geschehen in einem komplexen Beziehungsfeld transnationaler Verflechtungen zu analysieren, zu interpretieren und zu erzählen im Mittelpunkt. Die 'Provinz des Historikers' ist größer und heterogener geworden, sie hat sich pluralisiert. Zu fragen ist jedoch, ob die Geschichtswissenschaft angesichts der produktiven Erweiterungen und der kreativen Grenzverwischungen zu anderen Disziplinen das Bewußtsein und die Reflexion über die Grundlagen der eigenen Disziplin aus den Augen verloren hat? In dem Maße, wie sich Lehrstühle ausdifferenziert haben und niemand mehr den Anspruch erheben kann, Geschichte in einem umfassenden Sinn zu lehren, scheint auch die Diskussion darüber ausgetrocknet zu sein, was den Kern des Faches Geschichte ausmacht. Gibt es (noch) eine disziplinäre Grundlage der Geschichtswissenschaft - über epochale Unterschiede hinweg von der Alten Geschichte bis zur Zeitgeschichte? Die 'Welt der Geschichte', hat sie noch einen archimedischen Punkt, der sich als disziplinäres Gerüst beschreiben ließe?
Gerade auch die Neuorganisation der Studiengänge hat überall dazu geführt, in oft langwierigen und quälenden Diskussionen gewohnte epochale Aufteilungen zu verändern, oder auch ganz aufzugeben. Das Prokrustesbett der Modularisierung hat jedenfalls die Reflexion über die Gemeinsamkeiten der Geschichtswissenschaft nicht befördert. Eine Selbstverständigung hierüber scheint jedoch um so gebotener, als es keinen Weg aus dem interdisziplinären Gespräch geben kann, ohne in der bornierten Selbstbezogenheit zu landen. Was aber können Historiker in derartige Kooperationen als disziplinäre Fähigkeit mitbringen - außer spezifisch althistorischen, mediävistischen, zeitgeschichtlichen Kenntnissen, die immer schon politik-, sozial-, kulturgeschichtlich gefärbt und begrenzt sind. Methodische Gemeinsamkeiten erleichtern sicherlich epochenübergreifende Dialoge und Kooperationen - doch können damit immer nur Teilfragen oder Einzelaspekte gebändigt werden. Denn die Geschichtswissenschaft in ihrer inneren Vielfalt läßt sich nicht über einen Methodenkanon integrieren. Zumal sich sofort die Frage stellte, inwiefern es spezifisch historische Methoden gibt - und was das genuin "historische" an ihnen wäre. Gibt es eine 'historische Methode' überhaupt, oder gibt es nur spezifisch historische Fragen? Welche wären das?
Derartige Fragen sollen in einem Gespräch mit Vertretern unterschiedlicher Epochen gestellt und unterschiedliche Antworten präsentiert werden. Das Ziel dieser Diskussion besteht nicht in der Fixierung eines disziplinären Kerns der Geschichtswissenschaft, sondern soll anregen, diese Fragen intensiver als bisher zu thematisieren.

 

Vorträge Epoche
Podiumsdiskussion Epochenübergreifende Sektion