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Europas Osten als Objekt kolonialer Phantasien?

viel Spaß an wissenschaftlichen Debatten. Foto: pd

Viel Spaß an wissenschaftlichen Debatten. Foto: pd

Deutsche nationalistische Stimmen des 19. Jahrhunderts, welche die Machtverhältnisse in Mitteleuropa zu Gunsten eines deutschen Großreiches verändern wollten und schon von einer kontinentalen 70-Millionen-Supermacht als Gegengewicht zu den USA und dem aufstrebenden russischen Reich träumten, erkannten ihre Chance, sich die dazu nötige territoriale und bevölkerungstechnische Ausweitung durch eine Expansion gen Osten zu beschaffen. Was lag da näher, als dem kulturell unterlegenen Polen, welches ob seiner „barbarischen Bauern“ die Ressourcen des Landes nicht effektiv ausnutzen konnte und damit sämtliche Besitzansprüche verlor, unter die Arme zu greifen? Eine zivilisatorisch-germanische Mission sollte den Slawen die Verantwortung über ihr Land abnehmen und eine nie da gewesene Hegemonie eines jungen mitteleuropäischen Staates schaffen.

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Australien liegt in Europa…

…, oder doch in Asien? Natürlich liegt Australien im Pazifik und bildet einen eigenständigen Kontinent auf der Südhalbkugel mit einer vielfältigen kulturellen Vergangenheit.

Prof. Dr. Ewald Frie während seines Vortrages und die Lehramtstudenten Katharina und Sandra. Fotos: bw

Unverständlicherweise waren nur sehr wenige Schüler unter den Zuhörern des Vortrages von Prof. Dr. Ewald Frie von der Universität Trier zu finden. Auch Katharina und Sandra, beide studieren Lehramt Geschichte an der TU Dresden, zeigten sich enttäuscht, dass nur so wenige Lehrer und Schüler das Angebot des Historikertages nutzten. Katharina fügte hinzu, dass Themen rund um Australien durchaus lehrplanrelevant sind, besonders in den Fächern Englisch und Geographie spielt „Down Under“ eine wichtige Rolle. Auch den Schülervortrag am Mittwoch hatten sie sich nicht entgehen lassen und zeigten sich auch bei diesem hellauf begeistert.

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Ein leerer Bauch tagt nicht gern

Catering - Bild: bp

Catering - Bild: bp

Deshalb sorgt das Cateringteam des Studentenwerks Dresden im Erdgeschoss des HSZ mit seinem Angebot an kleinen Snacks und Getränken auf dem Historikertag für das leibliche Wohl der Kongressgäste. Gerade zwischen den Sektionen ist der Andrang sehr groß und ein schneller Kaffee, ein Stück Kuchen oder ein belegtes Brötchen zur Stärkung bringt den Energiehaushalt wieder ins Gleichgewicht. Till Hieronymus, Student der Wasserwirtschaft im 5. Semester, arbeitet hier täglich von 8.30 Uhr bis 18 Uhr und verdient sich somit etwas zum Studium dazu. Bis jetzt sei alles glatt gelaufen, meint er, nur ab und an wird der Kaffee knapp, aber dann folgt natürlich umgehend Nachschub.

Reisen für alle?

Tourismus ist heutzutage ein Massenphänomen. Pauschalreisen erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie Individualreisen. Ein jeder kann und darf reisen. Ob alt oder jung, Mann oder Frau, schwarz oder weiß. Das war nicht immer so. Und wenn wir ehrlich sind, gibt es auch im so vermeintlich fortschrittlichen 21. Jahrhundert noch immer Ungleichheiten auf diesem Gebiet. Doch das war nicht das Thema der einzigen Sektion, die sich mit dem Reisewesen und -verhalten „Reisen für alle? Tourismus in den USA und Deutschland im 20. Jahrhundert“ auseinandersetzte.

Die Referenten Foto: jk

Einer chronologischer Aufteilung folgend, machte den Anfang Wiebke Kolbe, die sich den deutschen Seebädern und deren touristische Entwicklung annahm. Während sich ursprünglich nur die Privilegierten und Vermögenden einen Urlaub an der See leisten konnten, so wandelte sich um 1900 dieses Bild. Nun machten auch vermehrt Bürger Urlaub am Strand. Der Strandurlaub, wie wir ihn heute kennen, entwickelte sich nach und nach. Dennoch blieben Viele ausgeschlossen. Den Arbeitern wurde kein oder nur geringer Urlaub von drei Tagen im Jahr zugesprochen, während die Beamten und Angestellten einen Jahresurlaub von sieben bis vierzehn Tage erhielten.

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„Wir sind politisch unvereinnehmbar“ - Exkursion in die Gedenkstätte Bautzen

Gedenkstätte Bautzen

Gedenkstätte Bautzen

Der Historikertag ruft – die Fachelite folgt. Doch nicht allein der aktuelle wissenschaftliche Diskurs wird im Programm geboten – vielmehr kann durch ein ausgefülltes kulturelles Rahmenprogramm auch besucht und betrachet werden, was die Geschichtswissenschaft konkret zum Gegenstand hat oder als Ergebnis hervorbringt.

Diesem Angebot folgten bereits am ersten Kongresstag ein Dutzend Besucher zu einer Exkursion nach Bautzen. Ihrer Assoziation folgend, die Stadt insbesondere mit der Geschichte politischer Haft in Verbindung zu sehen, waren die Gäste enorm an der geführten Besichtigung der Gedenkstätte Bautzen interessiert. Ihnen wurde die besondere Bedeutung der Gedenkstätte als Erinnerungsort für die Geschichte politischer Verfolgung und Inhaftierung in den beiden Bautzener Gefängnissen über drei Verfolgungsperioden hinweg verdeutlicht. Durch Erläuterungen an einzelnen Stationen, aber auch durch Ton- und Filmaufnahmen konnten sich die Besucher ein Stück weit einen Eindruck von den Haftbedingungen verschaffen und Anteil an die Biographien einzelner ehemaliger Insassen nehmen. Die Exkursion sollte aber ebenso Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Gedenkstätte geben, um so mehr über die Bedingungen der Gedenkstättenarbeit zu erfahren.

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Wirtschaftliche Ungleichheiten - ein hochbrisantes Thema

Ungleichheiten hat es schon immer gegeben. Erstaunlich wenige Zuhörer folgten jedoch den dreißigminütigen Vorträgen der fünf Referenten am Morgen im Audimax. Dabei sind wirtschaftliche Ungleichheiten nicht nur ein Problem des 20. Jahrhunderts, sondern weiterhin ein hochaktuelles Thema der heutigen Zeit.

Warum gibt es reiche Länder und warum werden sie immer reicher? Die heutige tiefe Kluft zwischen armen und reichen Ländern war eine Folge der industriellen Revolution mit ihren enormen Wachstumsraten gewesen. Die Industrialisierung ist ein komplexer Begriff, deren Vorgänge nur schwer fassbar und zu erklären sind. Der Referent Prof. Dr. Peer Vries von der Universität Wien charakterisierte sie als ein „Wunder der Geschichte“. Er wies darauf hin, dass Europa vor der Industrialisierung keinesfalls so fortschrittlich war wie angenommen wird. In mehreren Vergleichen versuchte er außerdem, die damalige Situation in Europa und die heutige in China gegenüberzustellen.

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Festakt in der Kreuzkirche

Kreuzchor. Fotos: ak

Glasklar tönten die hellen Stimmen des Kreuzchors am gestrigen Abend durch die steinerne Schlichtheit der Kreuzkirche, die mit drei Werken aus der „Geistlichen Chormusik“ die Festveranstaltung zum 47. Historikertag eröffneten.

Helma Orosz, Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden, begrüßte alle Anwesenden, insbesondere den tschechischen Minister und Vorsitzenden des Legislativrates der Tschechischen Regierung Cyril Svoboda. In einer kurzen Ansprache stellte sie Dresden als eine Stadt dar, deren Bürgerinnen und Bürger sehr großes Interesse an der eigenen Geschichte haben und durchaus bereit sind, diese auch kritisch zu betrachten. Das gute Einvernehmen mit dem Partner sei den Dresdnern eine Herzensangelegenheit, denn man könne sich mit Fug und Recht als Grenzstadt zur Tschechischen Republik bezeichnen. So erinnerte sie an die turbulenten und kritischen Tage im Herbst 1989, als die vollbesetzten Züge aus Prag am Dresdner Hauptbahnhof ankamen und sich die Menschen auf der Prager Straße sammelten, um für ihre Freiheit zu demonstrieren. An jene Zeit, als die Kreuzkirche nicht nur ein Ort des Gebetes, sondern auch ein Ort der Diskussion war.

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Deutsch-Tschechisches Treffen

Im Bärenzwinger. Fotos: ak

Die deutsch-tschechische Partnerschaft pflegen konnte man gestern Abend auf sehr angenehme und ungezwungene Weise: Der legendäre Studentenclub Bärenzwinger e.V. in der Dresdner Altstadt veranstaltete eine Party ganz im Zeichen der “Ungleichheiten”.

So waren unter den zwei Live-Acts, Grapes of Wrath und den Fallen Angels zwar zwei eher ungleiche Musikrichtungen vertreten, eine Gleichheit fand sich jedoch: beide Bands boten live auf der Bühne Musik der Extraklasse.

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Mehr Akzeptanz von Paradox und Widerspruch

Dafür sprach sich Rolf Michael Schneider im Rahmen seines Vortrages „Der Orient in Rom: Das Fremde im Zentrum der Macht“ aus. Er sowie vier weitere Referenten boten in der Sektion „ Politisch-Kulturelle Ungleichheiten im Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident“ ein weitgefächertes Programm. Einleitende Worte fand Sitta von Reden, die besonders auf die Unterschiede aufmerksam machte, mit denen sich kulturelle Ungleichheiten in der Antike konstituierten. So sei vor allem die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Analysemöglichkeiten von Diskursen und sozialer Realität zu berücksichtigen, sowie die verschiedenartigen Wahrnehmungen von Ungleichheiten im Alltag innerhalb einer Kulturgruppe.

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Weibliche Diplomatie siegte

Corina Bastian vor ihrem Poster

Corina Bastian vor ihrem Poster

Corina Bastian hat das beste Poster in der Posterausstellung des Doktorandenforums beim 47. Deutschen Historikertag präsentiert: Für ihre “Weibliche Diplomatie” erhielt sie den ersten Preis…

33 Doktorandinnen und Doktoranden hatten sich beteiligt und den kritischen Augen der vierköpfigen Jury gestellt, die dann drei Preisträgerinnen auswählte.

Das Poster steht zum Download bereit - über die eigene Domain www.weiblichediplomatie.de (auch das ein genialer und doch einfacher Trick, unmerkliche komplexe Uni-Links zu umgehen) gelangt man zur Forschungsseite der Universität Bern, und dort gibt es dann den Link zum Poster.