Kerstin Brückweh Michal Kopeček Thomas Lindenberger (Sektionsleitung)

Einheit oder Spaltung durch Transformation? Erfahrungen und Narrative einer langen Geschichte des (post)kommunistischen Umbruchs in Zentraleuropa

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Abstract

Nicht die auf die politischen Groß-Ereignisse fokussierten Darstellungen über 1989/91 stehen im Mittelpunkt dieser Sektion, vielmehr wird der Annahme gefolgt, dass gerade die verbindende Perspektive auf Strukturgeschichte, Erfahrungen und Expertendiskurse bzw. – anders ausgedrückt – auf Systemwechsel, Lebenswelt und Ideen ein umfassendes Bild der Gesellschaften im (post)kommunistischen Umbruch ergibt. Lange Zeit galten Sozialwissenschaftler als Experten für die Trans­formationszeit. Mittlerweile beschäftigen sich – nicht zuletzt angeregt von Ther, Yurchak und Krapfl – mehrere geschichtswissenschaftliche Projek­te mit der Transformation in verschiedenen (post)kommunistischen Gesellschaften in einer langen zeitlichen Perspektive über den Epochenbruch hinaus. Deshalb sollen in dieser Sektion Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungsräumen vorgestellt und vergleichend diskutiert werden. Dabei stehen zwei Fragenkomplexe im Mittelpunkt, ein inhaltlicher und ein methodischer: (1) Wie verhielten sich die Erfah­rungen vor Ort und an der Basis der betroffenen Gesellschaften zu den strukturellen Veränderungen auf der Makroebene, die in der Regel die offiziellen Darstellungen dominieren? Und welche Rolle spielten Experten dabei? Damit verbunden ist ein Hinterfragen der mitschwingenden Vorannahmen – etwa der vermeintlich demokratischen bzw. menschenrechtlichen Motivation der massenhaften Proteste – waren nicht schon damals nationalistische Motive erkennbar? (2) Wie und auf welcher Quellenbasis kann überhaupt eine lange, das heißt etwa um 1980 ansetzende, Trans­formations­geschichte erforscht und geschrieben werden? Diese Frage zielt auf die sehr unter­schiedlichen Quellenbestände vor, während und nach dem Systemwechsel und auf die Heraus­forderung der Verbindung von Mikro- und Makroebene. Es ist Ziel der Sektion, mithilfe von kurzen Positionspapieren und Kommentaren die inhaltlichen und methodischen Probleme der Transformationsgeschichte länderübergreifend zu identifizieren und pointiert zu diskutierten.

Kerstin Brückweh (Potsdam/Tübingen) Michal Kopeček (Jena/Prag) Thomas Lindenberger (Dresden)
Einführung
Ana Kladnik (Dresden)
From open to closed society? Local practices of division and integration in Serbia and Slovenia (1985-2000)
Markus Krzoska (Siegen/Gießen)
In großer Nähe so fern? Das Neben- und Miteinander im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck vor und nach dem Systemwandel von 1989
Piotr Filipkowski (Warschau/Wien)
Oral history and divided memory. Researching Polish (post)socialist transition “from below”
Adela Gjuricova (Prag)
Kommentar
Anja Schröter (Potsdam)
Vergemeinschaftung und Spaltung auf lokaler Ebene vor, während und nach 1989 in Ostdeutschland
Matěj Spurný (Prag/Jena)
Das Zuhause zwischen Staatsozialismus und Postsozialismus
Claudia Kraft (Siegen)
Kommentar
Thomas Lindenberger (Dresden)
Schlusskommentar