Ulrich Bongertmann Jens Hüttmann (Chair of the panel)

How can the history of the GDR be developed in history education?

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Abstract

2019/20 werden wir auf 30 Jahre Abstand zum DDR-Ende kommen, die Dauer einer Generation. Im schulischen Geschichtsunterricht wird die DDR-Zeit immer mehr zur „fernen“ Epoche. Auch zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle im Interesse und bei der aufgewendeten Unterrichtszeit. Für die Nachkriegszeit nach 1945 bleibt die DDR-Geschichte im Verbund mit der Geschichte der Bundesre-publik zwar eine feste Größe, doch inzwischen geraten neue Themen in den Blick. Dazu gehören die globale Migration, die europaweite Wiederkehr des Antisemitismus und die populistischen Be-wegungen mit ihren historischen Wurzeln. Das hängt auch mit einer veränderten Schülerschaft zusammen, zu der immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund gehören. Was bleibt also von der DDR-Geschichte 30 Jahre danach von langfristigem Interesse für den Geschichtsunterricht? Hat sie eine Chance, aufgrund ihres didaktischen Lernpotenzials zentraler Gegenstand der historisch-politischen Bildung zu bleiben? Möglicherweise tritt das DDR-Thema in den Hintergrund oder erweist sich im Gegenteil als besonders interessant wegen einer besonderen Anfälligkeit für Modernisierungsängste, Fremdenfeindlichkeit und Populismus auf dem Boden der ehemaligen DDR.

Ulrich Bongertmann (Rostock)
Moderation und Einführung - Wie geht es weiter mit der DDR-Geschichte?
Jens Hüttmann (Berlin)
Wo stehen wir inzwischen mit der DDR-Geschichte im Unterricht?
Die Klagen sind bekannt und durch empirische Untersuchungen belegt: Junge Menschen in Deutschland kennen nur wenige Fakten der Geschichte von Demokratie und Diktatur nach 1945. Auch sind sie nur selten in der Lage, zwischen einer parlamentarischen Konkurrenzdemokratie und der Einparteienherrschaft der SED zu unterscheiden. Der Vortrag zieht eine Bilanz dessen, was in den letzten Jahrzehnten im Spannungsfeld der Fachpolitik, Geschichtsdidaktik, der historischen Aufarbeitung sowie der Realität des Klassenzimmers erreicht worden ist. Was kann der Schulunterricht gegen DDR-Bilder ausrichten, die über die Familie und die Medien vermittelt werden? Welche inhaltlich-didaktischen Schwerpunkte verfolgen die Lehrkräfte? Besitzen sie die notwendigen Materialien, Konzepte und Ressourcen, um Schülern historische Kompetenzen zu vermitteln?
Kathrin Klausmeier (Jena/Bochum)
Vorstellungen thüringischer Jugendlicher von der DDR
Anna von Arnim-Rosenthal (Berlin)
DDR-Geschichte interkulturell vermitteln
Die DDR-Geschichte eignet sich in besonderer Weise, um interkulturelle Kompetenz zu vermitteln. Eine Voraussetzung dafür ist die Auseinandersetzung mit multiperspektivischen und kontroversen Quellen und Darstellungen. Das Ziel ist, dass Jugendliche eine „Orientierung in Vielfalt“ erhalten. Welche Ansprüche sollten an Themen und Materialien gestellt werden, um die deutsch-deutsche Geschichte interkulturell zu vermitteln? Welche Lernziele und Kompetenzen sollen gefördert werden? Im Vortrag werden die Potentiale der interkulturellen Vermittlung anhand der Themen „Migration in der DDR“, „Flucht und Fluchthilfe, Ausreise und Freikauf“, „Jugendkulturen“ sowie „Mauerfall und deutsche Einheit“ skizziert.
Frank Hoffmann (Bochum)
Erfahrungen und Perspektiven zur Arbeit mit Zeitzeugen der DDR-Geschichte
Seit 2009 hat das VOS-Zeitzeugenprojekt ca. 300 Veranstaltungen zur DDR-Geschichte an Schulen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Seine Charakteristika sind u. a. die regionale Verankerung der DDR-Zeitzeugen in NRW, die Kooperation von Opferverband und Wissenschaft und eine moderierende Begleitung. Der Beitrag umreißt die historische Frage als didaktischen Impuls in Zeitzeugengesprächen, erörtert die thematische Aussagekraft lebensgeschichtlicher Berichte zur DDR und diskutiert normative Implikationen des Zeitzeugens als eines „Wanderers zwischen zwei Welten“ (M. Sabrow).