Lorena De Vita Moshe Zimmermann (Sektionsleitung)

Wirklich so besonders? Neue Ansätze und Erkenntnisse zur Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen

Abstract

Die Annäherung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel nach dem Holocaust ist eine der erstaunlichsten politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dabei unlängst von einem „Wunder“ gesprochen. Aber wie kam es zu diesem „Wunder“? Die Podiumsdiskussion bringt zu diesem Thema etablierte und aufstrebende Wissenschaftler aus den USA, dem Nahen Osten und Europa zusammen. Erörtert werden sollen die Widersprüche und Dilemmata, von denen die Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen geprägt wurde, und die anhaltenden Deutungsunterschiede in der umfangreichen Historiographie zum Gegenstand.
 Bei der Veranstaltung soll es darum gehen,
 – einen differenzierenden Blick auf die Herausbildung „besonderer Beziehungen“ zwischen Israel und der Bundesrepublik zu werfen, wobei es sowohl die west- als auch die ostdeutsche Politik gegenüber dem jüdischen Staat während der Jahre des Kalten Krieges zu berücksichtigen gilt;
 – die bislang genutzten Methoden und Quellenbestände näher zu beleuchten, damit sich die Deutungsunterschiede zu den politischen Werten und Prioritäten im Kontext des deutsch-israelischen Verhältnisses besser einschätzen lassen; 
 – neue Perspektiven auf Schlüsselakteure und entscheidende Phasen der deutsch-israelischen Beziehungen zu eröffnen – mit einem breiten thematischen Fokus, der ebenso die gegenseitigen Wahrnehmungen auf zivilgesellschaftlicher Ebene umfasst wie Fragen von Diplomatie und Sicherheitspolitik.
 Das Gespräch bietet Anlass, die aktuellen Entwicklungen in der Forschungsliteratur zu bilanzieren und danach zu fragen, in welche Richtung sich das Themenfeld bewegt. Zur Diskussion stehen Erkenntnisse von Oral History sowie von multiarchivalischer Forschung, für die in jüngerer Zeit freigegebene Quellen aus Ländern von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs und des arabisch-israelischen Konflikts herangezogen wurden. Möglich werden soll so eine chronologisch, thematisch und methodisch weitgespannte Auseinandersetzung mit sieben Jahrzehnten Geschichte und Geschichtsschreibung der deutsch-israelischen Beziehungen.

David Witzthum (Jerusalem) Hubert Leber (Marburg/Haifa) Jeffrey Herf (Washington, D.C.)
Beteiligte