Christian Winklhöfer (Chair of the panel)

Resolve Conflicting Interpretations! The Beutelsbach Consensus and its Impact for History Education

Abstract

Freedom of opinion, openness and plurality of debates as well as the opportunity to compete for interpretations and to negotiate a compromise which is accepted by a majority are constitutive characteristics of democratic societies. Current debates concerning migration, antisemitism and the interpretation of NShistory are suggestive of an increasing lack of historical awareness and show that the willingness and the ability to deal with other positions and find a compromise in an open dialogue seem to get lost. History Education may contribute to face these problems because (1) it provides and reflects democratic values, (2) it sensitizes students to the complexity of historical phenomena and the variety of possible interpretations of the past and (3) it supports the ability of historical reasoning, which empowers learners to participate in public discourse about history. To fulfil this function, it is pedagogically reasonable and politically desired that history teachers are geared to the Beutelsbach Consensus: Banning means of overpowering students, treating controversial subjects as controversial and empowering learners to act politically can be understand as guidelines how to deal with conflicting interpretations about the past in school. Despite the importance of the consensus, a historyspecific discussion remains to be seen. The intention of this section is to start such a debate and to discuss what impact the principles of the consensus might have for teaching and learning history concerning the outlined social challenges.

Christian Winklhöfer (Münster)
Einführung
Monika Oberle (Göttingen)
Der Beutelsbacher Konsens – Bestandsaufnahme aus politikdidaktischer Perspektive

Welche Bedeutung besitzt der Beutelsbacher Konsens für die politische Bildung? Der Vortrag skizziert aus politikdidaktischer Perspektive die Genese und Rezeption des Konsenses, wobei die Kontroversen um die Konsensprinzipien besondere Aufmerksamkeit erfahren. Auf theoretischer, empirischer und pragmatischer Ebene werden Problemlagen beschrieben und systematisiert, wobei der Vortrag stets auch die Bedeutung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen reflektiert. Der Beitrag erschließt so den Diskurs für eine geschichtsdidaktische Auseinandersetzung mit dem Beutelsbacher Konsens.

Peter Johannes Droste (Aachen)
Wertevermittlung oder Werteerziehung? Anmerkungen zum Überwältigungsverbot aus geschichtsdidaktischer Perspektive

Welche Bedeutung kommt dem Überwältigungsverbot im Kontext eines werteorientierten Geschichtsunterrichts zu? Der Anspruch, Werte nicht einfach zu vermitteln, sondern einerseits eine diskursive Auseinandersetzung mit ihnen zu ermöglichen und sie andererseits auch selbst vorzuleben, ist ein anspruchsvolles und nicht immer konfliktfreies Unterfangen. Der Vortrag diskutiert nicht nur, wie das Überwältigungsverbot aus geschichtsdidaktischer Perspektive zu verstehen und unterrichtspragmatisch umzusetzen ist, sondern führt zudem vor Augen, warum es eine in politischen und wertebezogenen Fragen neutrale Geschichtslehrkraft nicht geben kann und auch nicht geben darf.

Holger Thünemann (Köln)
Kontroversität ohne Plausibilität und Konsens? Geschichtsdidaktische Überlegungen zum Kontroversitätsgebot

Wie verhält sich das Kontroversitätsgebot zum geschichtsdidaktischen Prinzip der Multiperspektivität? Der Vortrag erörtert das Prinzip als fachspezifische Profilierung und Erweiterung des zweiten Konsenssatzes. Dabei werden nicht nur mögliche Herausforderungen, vor denen Lehrkräfte bei der Umsetzung des Kontroversitätsgebots stehen, skizziert, sondern auch die Frage nach möglichen Grenzen des Gebots gestellt. Diskutiert wird, ob auf die Wahrnehmung von Kontroversität nicht die Suche nach einer möglichst großen „Konsensobjektivität“ (Lübbe) folgen muss und ob der Konsenssatz nicht einer Erweiterung um ein „Prinzip der Ungewissheit“ (Dahrendorf) bedarf.

Christoph Kühberger (Salzburg)
Befähigung zum Handeln durch historisches Denken? Subjektorientierung in der historisch-politischen Bildung

Was bedeutet die im dritten Konsenssatz geforderte Befähigung der Schüler*innen zum politischen Handeln aus geschichtsdidaktischer Perspektive? Im Fokus des Vortrags stehen sowohl die Lernenden als auch die Ziele historischen Lehrens und Lernens. Vor dem Hintergrund einer fachspezifisch profilierten Subjektorientierung diskutiert der Beitrag, ob in der Befähigung zum historischen Denken und zum kompetenten geschichtskulturellen Handeln eine sinnvolle Schärfung des Konsenssatzes aus geschichtsdidaktischer Perspektive gesehen werden kann und welche Konsequenzen damit für die Praxis historischen Lehrens und Lernens verbunden wären.