Alfrun Gebauer Andreas Wolfrum (Chair of the panel)

Narratives of identity in history teaching – genesis, comparison and instrumentalizations

Theo Emmer (Parsberg)
Fachliche Einleitung
Volker Depkat (Regensburg)
American Exceptionalism und die Traditionen der amerikanischen Außenpolitik

Der Vortrag wird American Exceptionalism als ein sozial konstruiertes Identitätsnarrativ in seinen wesentlichen Elementen rekonstruieren und dann zeigen, wie Narrative des American Exceptionalism zur Rechtfertigung von ganz unterschiedlichen, teilweise richtiggehend konträren, aber immer umstrittenen außenpolitischen Strategien herangezogen wurden. Der Kern des Vortrags ist die Erörterung der exzeptionalistischen Grundlagen der Politik des „Demokratischen Internationalismus“ im 20./21. Jahrhundert, mit der die USA es sich zur Aufgabe machten, ihren Way of Life in alle Welt zu exportieren, um die eigene Demokratie zu schützen. Damit organisierte der Demokratische Internationalismus eine Perspektive auf das internationale Mächtesystem, die Konflikte als Systemantagonismen zwischen Demokratien und Anti-Demokratien interpretierte. Daran strukturell gekoppelt waren spezifische Feindbilder, die sich weniger auf andere Staaten und Nationen bezogen, sondern auf weitgehend enträumlichte „Ideologien“. Genau diese Tradition des Demokratischen Internationalismus ist mit der Präsidentschaft Donald Trumps problematisch geworden. An die Stelle einer wertorientieren Außenpolitik ist eine interessengefügte Politik außenpolitischer Deals getreten. Das wiederum setzt neue Deutungskämpfe über das Verhältnis von nationaler Identität und Außenpolitik frei, die die gegenwärtige Spaltung im Land weiter vertieft.

Andreas Wolfrum (Bamberg)
Chinas Selbstverständnis als Kontrapunkt für den Geschichtsunterricht in Deutschland

Der Vortrag “Chinas Selbstverständnis als Kontrapunkt für den Geschichtsunterricht in Deutschland” zeichnet zuerst anhand ausgewählter Entwicklungslinien auf, wie sich zentrale Elemente eines chinesischen Eigen- und Fremdbildes herausbildeten und auch bewusst im Dienste der Machtpolitik konstruiert wurden. Besonders im 19. und 20. Jahrhundert spielten dabei Transferprozesse eine Rolle, in denen China zuerst Vorstellungen aus Europa, später auch aus den USA rezipierte, in das eigene Identitätsnarrativ integrierte und mit der Notwendigkeit einer Modernisierung rechtfertigte.
In einem zweiten Teil wird der Kompetenzzuwachs durch den Ansatz eines Kontrapunktes im Geschichtsunterricht erörtert. Die Frage nach einer Parallelgeschichte in Europa, den USA und China führt im Sinne einer Global History zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Weltverständnis. Außerdem ermöglicht die Außenperspektive Einsichten in die deutsche und eurozentrische Geschichtsschreibung. Durch Vergleichen ausgewählter Phänomene, z.B. Vorstellungen von Nation, können die Schülerinnen und Schüler Kategorien entwickeln, die ihnen die Existenz eines eigenen „Standortes“ verdeutlichen, von dem aus Geschichte – geleitet von unterschiedlichen Interessen im Wandel der Zeit und begleitet von Deutungskämpfen – erzählt wird.

Julia Behr (Bamberg)
Diskurse über europäische Identität in Geschichtsbüchern

Schulgeschichtsbücher vermitteln durch ihren halbstaatlichen Charakter in besonderem Maße sinnstiftende Narrative und sollen im Rahmen der in den Lehrplänen geforderten Kompetenzorientierung wiederum diese hinterfragen. In ihrem Vortrag erläutert Julia Behr anhand verschiedener deutscher und außerdeutscher Beispiele, welche Identitätsnarrative in Europa – auch nach heftigen nationalen und transnationalen Deutungskämpfen in der Öffentlichkeit – gefunden wurden und wie diese in europäischen Geschichtsbüchern vermittelt werden. Die Bandbreite der in sie gesetzten Erwartungen spiegelt dabei auch den historischen und politischen Zeitgeist und die nationalen Eigenheiten wider.

Alfrun Gebauer (Landsberg am Lech)
Zusammenfassung und Moderation