Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Sparstrategien kriegswirtschaftlicher Produktentwicklung. Metallwerkstoffe in den Weltkriegen

Referent/in: Günther Luxbacher (Berlin)

Abstract:
Die Parameter der Entwicklung und Nutzung industrieller Werkstoffe unterliegen einer großen Bandbreite an wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Faktoren. Einer davon findet heute als „Rohstoffsicherheit“ öffentliche Aufmerksamkeit.

Unter dem Eindruck der Weltkriege hatten zahlreiche Staaten bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr strategisches Roh- und Werkstoffmanagement intensiviert. Das Augenmerk der Historiker richtete sich dabei vorrangig auf die Gewinnung von Ersatzstoffen. Im Zentrum standen die Leistungen chemischer Hochdrucksynthesen wie der Ammoniaksynthese oder Kohlehydrierung bei der Gewinnung äquivalenter Verbindungen. Dies nährt die Vorstellung von einem Deutschland, dessen Forschung und Entwicklung sich im 20. Jahrhundert auf die Herstellung von Ersatzstoffen aller Art konzentriert hätte.

Ein Blick auf den Ersatzstoffbegriff offenbart jedoch dessen Begrenztheit und Gebundenheit an Autarkie und Kriegswirtschaft. Dies zeigt sich deutlich am Beispiel der Werkstofftechnik der Metalle. Obwohl propagandistisch als „neue Werkstoffe“ verklärt, bewirkte die Nutzung von Ersatzstoffen in der Produktentwicklung sogar massive Wirtschaftlichkeitsverluste. Um diese möglichst gering zu halten, forcierten Konstruktionswissenschaft und Maschinenbau verschiedene Spartechniken. Nicht Ersatzstoffe, sondern diese neuen Konzepte waren es, die über die Kriegszeit hinaus erfolgreich waren. Zu ihnen zählten Leichtbaumethoden und anspruchsvolle Stoffauswahlverfahren, die der genannten Faktorenvielfalt gerecht wurden.

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

Anzeigen