Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Sparen im Ausbau: Spar- und Effizienzdebatten im europäischen Sozialstaatsboom (1945-1975)

Referent/in: Martin Lengwiler

Abstract:
Der Beitrag untersucht in komparatistischer Perspektive, wie in verschiedenen westeuropäischen Sozialstaaten während der Hochkonjunktur der Nachkriegszeit (1945-1975) um Einsparungen und Effizienzsteigerungen debattiert wurde. Solche Auseinandersetzungen stehen im Gegensatz zum verbreiteten Forschungsparadigma einer sozialstaatlichen Boom- und Expansionsphase und lassen die jüngere Sozialstaatsgeschichte in einem neuen Licht erscheinen. Spardebatten wurden – unter unterschiedlichen Voraussetzungen – sowohl in den besser ausgebauten nordeuropäischen wie in den südeuropäischen Sozialstaaten geführt. Im nordeuropäischen Kontext wurde etwa seit den 1960er Jahren die „Kostenexplosion“ im Gesundheitswesen und deren Folgen für die Krankenversicherung kritisiert. Die südeuropäischen Sozialstaaten litten unter strukturellen Engpässen wie einem starken informellen Arbeitsmarkt (va. in der Landwirtschaft), hohen Arbeitslosenraten und begrenzten fiskalischen Spielräumen. Universalistische Sozialversicherungen wurden hier oft erst in den 1970er und 80er Jahren eingeführt. Vor diesem Hintergrund ist die verbreitete Periodisierung der europäischen Sozialstaatsgeschichte neu zu reflektieren. Im Rahmen der Sektion soll auch ein kontrastierender Vergleich zur Sozialstaatsentwicklung im afrikanischen Kontext, insbesondere auf der Ebene klientelistischer Sozialstaatsregime, gezogen werden (Beitrag von Patrick Harries).

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

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