Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Juden und Christen als Akteure in Konflikten um materielle Ressourcen in der Vormoderne

Zeit: 28.09.2012, 09:15 - 13:00
Ort: P 13
Kategorie: Frühe Neuzeit

Sektionsleiter/in: Sabine Ullmann

Abstract:
Da die Verhältnisse zwischen Juden und Christen in vormodernen Gesellschaften von einer asymmetrischen Verteilung materieller Ressourcen gekennzeichnet waren, die mit theologischen Argumenten und einem daraus abgeleiteten minderen Rechtsstatus sowie einer gesellschaftlichen Geringschätzung der jüdischen Minderheit legitimiert wurden, waren jüdische Ökonomien in besonderem Maße prekär. Zugleich produzierten die gemeinsamen Zugriffe von Christen und Juden auf die selben Ressourcen ein Konkurrenzverhältnis, das sich systemisch wiederholende Konflikte erzeugte. Hinzu kamen die für vormoderne Gesellschaften typischen Krisen, die nicht nur soziale Unruhen, sondern die Suche nach den vermeintlich Schuldigen als gesellschaftliches Ventil auslösten – und als solche gerieten oftmals die jüdischen Händler in das Visier ihrer christlichen Zeitgenossen.

Diese politisch und gesellschaftlich erzeugte Ressourcenknappheit führte zu verschiedenen Versuchen auf jüdischer Seite, die restriktiven Bedingungen zu relativieren. Zugleich forcierten besonders Krisensituationen die Bildung und Stärkung von Stereotypen über die jüdischen Wirtschaftsweisen. In einem epochenübergreifenden Ansatz vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit beleuchten die Vorträge die Handlungsweisen der jüdischen Akteure und diskutieren die Folgen für die Qualitäten des christlich-jüdischen Verhältnisses. Mit der Analyse jüdischer Wirtschaftsweisen aus der Perspektive des prinzipiell beschränkten Ressourcenzugangs sowie der konkurrierenden Ressourcennutzung sollen historiographische Stereotype, wie das Bild einer Omnipräsenz sowie die nicht weniger problematische Vorstellung einer ausschließlichen Nischenexistenz des jüdischen Handels weiter aufgebrochen werden.


Moderation: Andreas Brämer

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