Global Historical Perspectives in History Education! Between Subject-Specific Knowledge, History Didactics and Classroom practice
Abstract
German history curricula are still structured in a national-historical and Eurocentric way. They lack a binding orientation towards the historical competencies that are essential for dealing with the complex dynamics of globalization and global crises in the present, as well as their impact on students' experiences. Therefore, the upcoming development of curricula requires intensive cooperation between subject experts, history didactics and teaching experts to appropriately anchor the previously missing world-regional and global-historical content in the curricula and in teacher education and training. In this context, this section focuses on a central but so far little-noticed level of the desired reform process: the perspectives and experiences of central actors in the process of developing global historical concepts for teaching. The analysis of actor-specific experience values promises important insights for further interprofessional cooperation with the aim of developing practicable scenarios for strengthening global historical perspectives. To bring together the various positions, relevant experts will discuss the following central questions:
a) What specific challenges do relevant historical experts face in developing world-regional and global historical contributions to teaching practice? b) What does it mean for history teachers with a traditional education to develop global historical perspectives for teaching? c) Are there practical history didactic concepts for implementing global historical perspectives into national historical history curricula? d) How can history curricula be redesigned to meet the aforementioned requirements?Die Conquista ist wohl eines der wenigen globalhistorischen Themen, die noch in den Lehrplänen für Geschichte enthalten sind. Allerdings finden sich hier immer wieder alte Klischees über die amerikanischen Bevölkerungen und die Gründe für den Sieg der Spanier wieder. Die Heterogenität der betroffenen Gesellschaften ist ebenso wenig Thema wie ihre Komplexität. In der Forschung werden mittlerweile auf der Grundlage von Quellen aus indigener Feder differenzierte Perspektiven auf die historischen Entwicklungen geworfen, die in die Etablierung kolonialer Gesellschaften mit der spanischen Krone an der Spitze führten. Der Akteursstatus von Indigenen, ihre unterschiedlichen Perspektiven, Interessen und Handlungsweisen werden aber in den Schulbüchern zum Thema nicht ausreichend berücksichtigt. Dieser Befund und mögliche Wege, dies zu ändern, stehen im Mittelpunkt des Beitrags.
China wird in immer mehr Curricula als Thema des Geschichtsunterrichts genannt und in über sechzig aktuell verwendeten deutschen Schulbüchern finden sich Materialien zur chinesischen Geschichte. Gleichzeitig ist das Thema auch eine Herausforderung für Lehrer:innen, da es in ihrer Ausbildung kaum eine Rolle spielt(e). Die China-Schul-Akademie an der Universität Heidelberg bietet hier Unterstützung: Durch frei zugängliche Lernmaterialien, Online-Fortbildungen und fachliche Beratung bei der Schulbucherstellung. Einige dabei deutlich werdende Herausforderungen – wie etwa unterschiedliche Wissensbestände und Herangehensweisen – werden erläutert und Lösungsansätze vorgestellt.
Für ein Geschichtslernen, das zur Orientierung in einer globalisierten und vielfältigen Lebenswelt beitragen soll, bietet sich eine unterrichtliche Umsetzung des Ansatzes der Globalgeschichte an. Im Beitrag werden Ergebnisse aus einem partizipativen Schweizer Forschungs- und Entwicklungsprojekt präsentiert, in welchem gymnasiale Geschichtslehrpersonen globalgeschichtlich perspektivierte Unterrichtseinheiten entwickelten und in ihrem Unterricht durchführten. Die empirische Grundlage bilden Interviews mit Lehrpersonen und Lernenden im Anschluss an die Unterrichtseinheiten. Die Auswertung der Daten bietet Hinweise auf didaktische Potentiale und Herausforderungen globalgeschichtlicher Perspektiven.
Eine globale Perspektive im Geschichtsunterricht kann es Schüler:innen ermöglichen, die Verbindungen zwischen Ereignissen in verschiedenen Regionen der Welt besser einzuordnen und deren Auswirkungen auf einer globaleren Skala zu betrachten. Transnationale Perspektiven können auch helfen, die Diversität und die Wechselwirkungen von Kulturen und Gesellschaften zu verstehen. Sie geben Schüler:innen die Möglichkeit, die Welt als ein vernetztes System zu begreifen und können sie dazu befähigen, komplexe globale Herausforderungen, die rund um sie ablaufen, besser zu verstehen und anzugehen.
Der Vortrag erörtert das Potential für welt- und globalgeschichtliche Perspektiven in der Phase des Referendariats (2. Phase der Lehrer:innenbildung) und thematisiert, wie diese im Rahmen der Ausbildung auf Basis der niedersächsischen Lehrpläne in den Geschichtsunterricht integriert werden können. Die Beispiele orientieren sich an klassischen Lehrplan-Themen (z. B. „Leben im Mittelalter: Klöster, Burgen, Ritter, Städte“ oder „Zeitalter des Imperialismus und Erster Weltkrieg“), integrieren aber nun auch welt- und globalgeschichtliche Fragen, die in der Didaktisierung von Inhalten bisher zu wenig berücksichtigt wurden, obgleich sie sich gut z. B. mit dem Konzept der „Schlüsselprobleme“ und der langfristig angelegten Kompetenzorientierung verbinden lassen.
Der Beitrag diskutiert Konzepte und Optionen zur strukturellen Verankerung von globalgeschichtlichen Perspektiven in deutschen Geschichtslehrplänen. Denn ohne verbindliche curriculare Festschreibung sind die Chancen zu gering, dass globalgeschichtliche Perspektiven auf den Ebenen historischer Zugänge, Inhalte, Methoden und Kompetenzen im Geschichtsunterricht, den Lehrwerken sowie der Ausbildung und Fortbildung von Geschichtslehrer:innen die Beachtung finden, wie sie das Ziel der historischen Orientierungskompetenz erfordert. Wer jedoch neue Lehrplan-Inhalte fordert, muss auch angeben können, wie diese zu integrieren seien, ohne die Fülle der fachlichen und überfachlichen Aufgaben dieses Faches zusätzlich zu erhöhen. Diese Herausforderung greift der Vortrag auf, indem er Vorschläge zur strukturellen Integration globalgeschichtlicher Perspektiven in Geschichtslehrpläne diskutiert.