Podiumsdiskussion
-Dieter Gosewinkel, Berlin
-Barbara Lochbihler, Brüssel
-Jochen Oltmer, Osnabrück
Moderation: Johannes Paulmann, Mainz
Abstract:
„Über Grenzen“, das Motto des Deutschen Historikertages 2010 in Berlin, hat eine drängende politische Aktualität gewonnen wie kaum ein anderes Thema, mit dem sich Historikerinnen und Historiker in den letzten Jahrzehnten befassten.
Historische Forschungen widmen sich Migrationsströmen und Fluchtbewegungen über lange Zeiträume und in großen geographischen Räumen. Sie vermitteln Erfahrungen über gelingende und fehlschlagende Integration in sehr verschiedenen kulturellen Kontexten. Sie zeigen die Bedeutung von Grenzziehungen für die Konstituierung staatlicher Herrschaft und von Entgrenzungen für die Integration großer politischer Räume. Die politische Relevanz dieses historischen Wissens liegt auf der Hand – doch wird sie erkannt und genutzt? Während die einen nicht selten zwischen Gleichgültigkeit und selektivem Interesse gegenüber historischer Erfahrung changieren, fürchten die anderen tagespolitische Vereinnahmung und die Beeinträchtigung ihres wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses. Derart unproduktive Grenzziehungen will dieses Panel überwinden. Eine Politik, ob sie nun Grenzen aufhebt oder zieht, begegnet tiefgehenden historischen Mustern und Erfahrungen, die zu verstehen und zu diskutieren für die Politik und die Geschichtswissenschaft bedeutsam sind.