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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
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Vortragstitel:
Antiocheia – die „Geliebte des Kaisers“
Tag:
01.10.2008
Epoche:
Alte Geschichte
Sektion:
Das Leben der Hauptstädter. Spätantike Städte als Herrscherresidenzen

Abstract:

Antiocheia – die „Geliebte des Kaisers“

Referent/in: Rene Pfeilschifter, Dresden

 

Wenn es wirklich, wie der Intellektuelle Libanios meinte, eine Liebesaffäre zwischen seiner Heimatstadt und dem Kaiser gab, dann war es eine der stürmischen Art. Mehrere Herrscher wählten im vierten Jahrhundert das syrische Antiocheia als Residenz, aber mehrere (teilweise dieselben) lernten die Stadt auch zu verabscheuen, und mehreren (wiederum teilweise denselben) wünschten die Antiochener das denkbar Schlechteste und feierten, falls dies eintrat. Die Einwohner verlangten sehr wohl nach den Vorteilen und dem Prestige des gewöhnlichen kaiserlichen Aufenthaltsorts, aber nie wurde die Hauptstadtfunktion ein integraler Bestandteil der antiochenischen Identität. Der Kaiser war willkommen, und man profitierte gerne von den Verbesserungen in Infrastruktur und Stadtbild, doch sich durch dauernde Unterwürfigkeit zu kompromittieren ließ das ausgeprägte antiochenische Selbstbewußtsein nicht zu. Dieses ‘Wir’-Gefühl überspannte die sozialen und religiösen Schranken, und an ihm prallten die gelegentlichen Versuche ab, die Bürgerschaft zum Vorteil des Herrschers zu polarisieren. Die Antiochener jubelten ihm gemeinsam zu, gemeinsam verspotteten sie ihn, und gemeinsam litten sie unter ihm. Der Kaiser blieb immer der Gast, der andere, der von außen Kommende, von dem zu scheiden man gut ertragen konnte. Aus der Liebesaffäre wurde nie Liebe.