Die Abstracts der Sektionen wurden aktualisiert

Berichte und Bilder finden Sie in unserem Blog

Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
header600_200_programm.jpg

Vortragstitel:
Geschlechterdifferenzen in der sozialen Sicherung
Tag:
01.10.2008
Epoche:
Zeitgeschichte
Sektion:
Soziale Ungleichheit im Sozialstaat. Großbritannien und die Bundesrepublik im Vergleich

Abstract:

Geschlechterdifferenzen in der sozialen Sicherung

Referent/in: Christiane Kuller, München

Das Risiko der Altersarmut von Frauen lag 2006 in Deutschland um 27 Prozent, in Großbritannien um 20 Prozent über dem der Männer. Die geschlechtersensible Sozialstaatsforschung geht davon aus, dass diese Unterschiede nicht nur das Ergebnis individueller Lebenslagen sind, sondern das Resultat des Zusammenspiels von sozialpolitischen Institutionen und geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung. Was heute als weibliche Altersarmut sichtbar wird, steht am Ende von Lebensläufen, die Phasen der Erwerbstätigkeit, der Haushaltsführung, der Kindererziehung und der Pflege von bedürftigen Angehörigen clusterhaft verbanden. Der Blick auf Altersarmut von Frauen führt damit in einen Kernbereich der Gender-Forschung zum Sozialstaat, nämlich zu der Frage, wie soziale Sicherungssysteme mit Pflege- und Versorgungsleistungen (care) umgehen, die unentgeltlich und ganz überwiegend von Frauen erbracht wurden.
Im kontrastierenden Vergleich zwischen Großbritannien und der Bundesrepublik sollen zwei Perspektiven auf das Thema gerichtet werden: Ausgehend von den klassischen Modellen der theoretischen Sozialstaatsforschung, die die beiden Untersuchungsländer unterschiedlichen Typen zuordnen, untersucht der Vortrag zunächst, inwiefern die herkömmlichen Kriterien, die dieser Typologie zugrunde liegen, für die Analyse der Geschlechterregimes erweitert und modifiziert werden müssen. Zweitens richtet der Beitrag die Aufmerksamkeit auf die empirische Entwicklung und insbesondere das Zusammenwirken von sozialen Prozessen und sozialstaatlichen Veränderungen seit 1945. Die Normalitätsvorstellungen, die in der frühen Nachkriegszeit im Hinblick auf die Rollenverteilung der Geschlechter galten, gerieten seit den 1960er Jahren in beiden Untersuchungsländern zunehmend in Fluss. In dem Vortrag soll untersucht werden, wie der britische und der deutsche Sozialstaat mit der Diversifizierung weiblicher Lebensmodelle umgingen und inwiefern sich landesspezifische Differenzierungsprozesse zeigten. Schließlich fügt der Vortrag die beiden Ansätze zusammen und fragt nach der Bedeutung der Geschlechterdimension im Ensemble der sozialstaatlichen Entwicklungsfaktoren.