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Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
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Vortragstitel:
Quellenkritische Überprüfung von öffentlichen Diskursen
Tag:
01.10.2008
Epoche:
Zeitgeschichte
Sektion:
Dresden und die unbekannten Toten

Abstract:

Quellenkritische Überprüfung von öffentlichen Diskursen

Referent/in: Helmut Schnatz, Koblenz


Gegenstand des Referates ist die Streitfrage, ob von britischen Fernnacht- und amerikanischen Begleitjägern im Anschluß an die Bombenabwürfe auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 auch noch Tiefangriffe mit Bordwaffen auf die im Freien Zuflucht suchenden Zivilpersonen geflogen worden sind.
Die Erzählungen hierüber wurde seit Kriegsenden in der Bevölkerung rezipiert, in veröffentlichten Augenzeugenberichten, in der Presse und der Literatur tradiert und zunehmend ausgemalt.
Die Existenz der Tiefangriffe wurden erstmals 1977 von Götz Bergander in Zweifel gezogen, vom Referenten dann von Grund auf neu untersucht und im Jahr 2000 als Legende erwiesen. Die Infragestellung von Tiefangriffen am 13. und 14. Februar 1945 in Dresden löst seitdem, vor allem hier, heftigen Widerspruch aus und ist bis heute Gegenstand zum Teil bitterer Kontroversen.
Zwischen den beiden Überlieferungssträngen klafft eine scheinbar unüberbrückbare Kluft, die nicht nur in unterschiedlichen Auffassungen in der Sache, sondern auch der Erkenntniswege besteht. So werden mit Methoden der Wissenschaft gewonnenen Erkenntnissen Aussagen einer Vielzahl von zum Teil immer jüngeren Augen- bzw. Zeitzeugen gegenübergestellt, deren Verfechter sich auf die Quantität der Überlieferungsträger als eines absoluten Wahrheitskritieriums berufen.
Bislang ist es nicht gelungen, in der Frage: Tiefangriffe in Dresden am 13. und 14. Februar 1945 zu einem Konsens zu kommen. Dies scheitert vor allem daran, daß die Zeitzeugen und ihre Vertreter - wie Inhalte nicht weniger ihrer Sachaussagen zeigen–
an der Konstituierung eines Mythos bzw. eines Dogmas mitwirken. Hiergegen anzukommen, überfordert die Geschichtswissenschaft.