Die Abstracts der Sektionen wurden aktualisiert

Berichte und Bilder finden Sie in unserem Blog

Der Berichtsband erscheint voraussichtlich im Sommer 2009. Wir werden Sie an dieser Stelle weiterhin informieren.
header600_200_programm.jpg

Vortragstitel:
Kommerz, Kultur und neuständische Identitäten. Konsumgesellschaft um 1800
Tag:
03.10.2008
Epoche:
Frühe Neuzeit
Sektion:
„Neuständische Gesellschaft“ - Europäische Gesellschaft im globalen Kontext (1750-1830/40)

Abstract:

Kommerz, Kultur und neuständische Identitäten. Konsumgesellschaft um 1800

Referent/in: Julia A. Schmidt-Funke, Mainz

Konsens und Dissens der bisherigen konsumgeschichtlichen Forschung gebieten es gleichermaßen, nach der Bedeutung des Konsums zu fragen, wenn mit dem Konzept der neuständischen Gesellschaft ein neuer Forschungsansatz für die Zeit zwischen 1770 und 1830 erprobt werden soll. Deshalb befasst sich der Vortrag mit dem Kon-sumverhalten der 'gebildeten Stände' um die Wende zum 19. Jahrhundert und ver-sucht zu klären, ob und in welchem Maß Konsum als eine Kohäsionskraft der neu-ständischen Gesellschaft zu gelten hat. Dem Vortrag liegt dabei ein weitgefasster Konsumbegriff zugrunde, der sich nicht auf Gebrauchsgüter, Kleidung und Genuss-mittel beschränkt, sondern auch den kulturellen Konsum von Literatur, bildender Kunst, Musik und Theater berücksichtigt.
Als Charakteristika einer neuständischen Konsumgesellschaft sind folgende Aspekte zu diskutieren: Kennzeichnend scheint zum einen die Verschmelzung adligen und bürgerlichen Geschmacks und Konsums zu sein, die von einer Abgrenzung gegen-über unterbürgerlichen Schichten begleitet wird. Wie die im ausgehenden 18. Jahr-hundert geführte Diskussion über den Luxus belegt, wurde ein erhöhter Konsum als 'standesgemäßer Aufwand' nicht mehr nur des Adels, sondern auch des Bürgertums akzeptiert. Adlige wie Bürgerliche fragten neue Güter des gehobenen Gebrauchs nach, die zwar bereits mit technischer Innovation und in erhöhten Stückzahlen her-gestellt wurden, aber noch keine Massenware waren. Möglicherweise trat dabei die geschlechtliche Zuordnung von Waren zunehmend an die Stelle einer geburtsständi-schen Differenzierung des Konsums. Als charakteristisch erscheint zum zweiten das Changieren von Konsum und Handel zwischen globaler Verflechtung und nationaler Abgrenzung, das an der Diskussion um Zölle, Surrogate und Gewerbeförderung deutlich wird.