Dynamiken der Macht

„Macht“ und „Machtmissbrauch“ sind derzeit in aller Munde. Ursachen und Folgen von Macht werden allerdings ganz unterschiedlich bewertet und eingeschätzt. So legen beispielsweise die Diskussionen im Zuge der #MeToo-Bewegung, um kirchliche Institutionen oder um Universitäten bestehende Machtmechanismen und deren fatale Möglichkeiten zum Missbrauch offen. Daran anschließend wird gefragt, wie sich diese verändern lassen. In anderen Zusammenhängen – etwa in den internationalen Beziehungen spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine – wird Macht dagegen zunehmend als unhintergehbare Größe verstanden, die eine regelbasierte Ordnung in Frage stellt und die es, gewollt oder ungewollt, zu akzeptieren gilt.

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In der Geschichtswissenschaft zählt Macht seit jeher zu den wichtigsten Analysekategorien. Für historische Untersuchungen geht es dabei immer wieder um ganz konkrete Fälle von Machtmissbrauch und -kontrolle. Gleichzeitig wird nach der Entstehung, dem Umgang oder der Wirkung von Machtverhältnissen gefragt. In historischer Perspektive erweist sich Macht als Produkt komplexer Beziehungsgefüge und existiert in Politik und Wirtschaft ebenso wie in Familien und Geschlechterbeziehungen. Neben formale Macht treten informelle Formen oder solche kommunikativer oder kultureller Art. Nicht zuletzt verweist das Motto „Dynamiken der Macht“ darauf, dass Macht, wie Herrschaft, eines Resonanzraums bedarf, innerhalb dessen sie sich entfalten kann und gleichzeitig Prozessen von Auflösung, Diffusion oder Subversion unterworfen ist.

Auf dem 55. Deutschen Historikertag wird es eine vielfältige Auseinandersetzung mit Dynamiken der Macht geben. Die Diskussionen befassen sich unter anderem mit folgenden Aspekten:

  • Phänomene des Machtgebrauchs und -missbrauchs, der Machtkontrolle oder der Machtkonflikte in allen Bereichen und in allen Epochen der historischen Wirklichkeit
  • grundlegenden Mechanismen, Praktiken und Dynamiken von Macht unter diachroner und/oder synchroner Perspektive
  • unterschiedliche Formen von Macht und deren Zusammenspiel (formelle und informelle, politische, ökonomische oder kulturelle Formen)
  • Phänomene von Machtverlust, von Diffusion oder Subversion bzw. Prozesse von Ermächtigung oder „Empowerment“
  • Repräsentation, Kommunikation und Rezeption von Machtverhältnissen
  • Diskussion unterschiedlicher Machtbegriffe bzw. -konzepte, historiographiegeschichtliche und methodische Zugänge zu Fragen der Macht
  • Reflexionen über das Verhältnis von Wissenschaft und Macht, sei es innerhalb der Geschichtswissenschaft oder im Verhältnis des eigenen Faches nach Außen

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